Kann Alkohol Rosacea Symptome auslösen?
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Oft kein guter Mix

Rosacea und Alkohol

Zu vielen Anlässen und verschiedenen Alltagssituationen gehört ein Glas Wein, Sekt oder Bier einfach dazu. Doch für Menschen mit einer zu Rötungen, Couperose oder Rosacea neigenden Haut, können solche Situationen schnell unangenehm werden. 52 Prozent der Befragten gaben bei einer Erhebung unter 1066 Betroffenen an, dass Alkohol bei ihnen zu den sogenannten Triggerfaktoren gehört. Denn Alkohol kann neue Hautrötungen im Gesicht auslösen oder diese verstärken.1 

Aber warum führt Alkohol bei so vielen Menschen mit einer zu Rötung, Couperose oder Rosacea neigenden Haut überhaupt zu vermehrten Beschwerden? Die Antwort lautet: Alkohol wirkt gefäßerweiternd. Auch bestimmte körpereigene Botenstoffen die automatisch in stressigen Situationen ausgeschüttet werden, tun das. Dadurch kann die Durchblutung im Gesicht zunehmen. Die Folge: Gefäße und gerötete Stellen werden (wieder) deutlich sichtbarer.

Alkohol beschleunigt die Hautalterung

Die Lösung scheint auf der Hand zu liegen: Wenn die (Gesichts-)Haut so empfindlich auf Alkohol reagiert, muss auf dieses Genussmittel eben verzichtet werden. So lautet auch die Empfehlung in der aktuellen Behandlungsleitlinie für Rosacea. Viele Betroffene versuchen auch, sich daran zu halten. Doch da Alkohol hierzulande ziemlich gern konsumiert wird – pro Jahr sind es pro Kopf z. B. 95 Liter Bier und 21 Liter Wein3  – wissen viele Menschen mit Rosacea auch, wie schwierig und anstrengend es sein kann, im Alltag konsequent auf Alkohol zu verzichten und ihren Mitmenschen ständig erklären zu müssen, warum sie das tun. Ob nun auf Geburtstagen, am Wochenende mit Freunden, auf Hochzeiten oder zu Feiertagen.

Zudem legen Studien nahe, dass Rosacea sogar durch Alkoholkonsum ausgelöst werden kann. Je mehr Alkohol getrunken wird, desto höher ist diese Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Rosacea entwickelt.4  Weiterhin kann Alkohol den Alterungsprozess der Haut beschleunigen und sie anfälliger machen für verschiedene virale, bakterielle und fungizide Erkrankungen. Doch damit nicht genug: auch bestimmte Anti-Aging-Produkte stehen in Verdacht, Rosacea-Schübe triggern und Symptome wie Hautrötungen verschlechtern zu können. 

Alkohol-Flush: Nicht immer liegt es an Rosacea

Hinter einer sogenannten „Alkohol-Flush-Reaktion“, also einer zunehmenden Gesichtsrötung nach dem Genuss von Alkohol kann in einigen Fällen auch eine Alkoholunverträglichkeit stecken. So kann es z. B. durch genetische Faktoren zu einer verminderten Aktivität des körpereigenen Enzyms Aldehyd-Dehydrogenase (ALDH) kommen. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Umwandlung von Acetaldehyd, einem Zwischenprodukt bei der Verstoffwechselung von Alkohol. Bei Menschen mit einer verminderten Aktivität von ALDH, die häufiger in asiatischen Bevölkerungsgruppen vorkommt, wird Acetaldehyd langsamer abgebaut. Dies führt dazu, dass sich Acetaldehyd im Körper ansammelt. Infolgedessen kann es zu Symptomen wie Gesichtsrötung, Übelkeit, Kopfschmerzen und/oder Herzrasen kommen.5
Schreitet eine Rosacea-Erkrankung weiter voran, kann sich zudem eine knollenartige Veränderung der Nase, ein sogenanntes Rhinophym entwickeln. Diese Entwicklung kann durch Alkohol begünstigt und/oder verstärkt werden, da er die Talgproduktion und die Verhornung der Haut aktivieren kann.6

Hinzu kommt, dass ein Rhinophym nicht selten als „Schnapsnase“, also als Folge von zu viel Alkohol gedeutet wird. Für viele Betroffene, denen der „Auftritt“ in der Öffentlichkeit wegen ihrer Hautprobleme im Gesicht ohnehin oft nicht leicht fällt, fühlen sich dadurch zusätzlich unter Druck gesetzt und umso mehr ausgegrenzt.

Die Macht der Gewohnheit durchbrechen

Doch genau dieser zwischenmenschliche Druck und die damit häufig verbundene Befürchtung, von anderen ausgegrenzt, ausgelacht oder angestarrt zu werden, kann Menschen dazu verführen, Alkohol zu trinken, denn: Er wirkt entspannend, beruhigend und angstlösend. So kann sich schnell die innere Überzeugung entwickeln, bestimmte Situationen gar nicht mehr ohne Alkohol bewältigen zu können. 

Wenn dann auch noch andere Menschen in diesen Situationen Alkohol trinken, wirkt das Ganze auch gar nicht mehr so schlimm, sondern eher normal und gesellschaftlich akzeptiert. 

Auf diese Weise kann Alkohol schnell zu einer (gemeinsamen) Gewohnheit werden:

  • Das Ende eines anstrengenden Arbeitstages beginnt mit dem „Feierabendbier“.
  • Ein erfolgreich abgeschlossenes Projekt im Büro wird mit Sekt gefeiert.
  • Bevor die Clique um die Häuser zieht, gibt es erst mal einen Begrüßungscocktail.
  • Zu einem guten Abendessen gehört ein Verdauungsschnaps.

Diese Liste ließe sich fortsetzen. Doch alle Situationen haben eines gemeinsam: Dass Alkohol dazugehört, wird mit der Zeit immer weniger infrage gestellt und umso schwieriger wird es für alle Beteiligten, sich dieser Gewohnheit zu entziehen und sich anders zu verhalten als üblich, sprich: keinen Alkohol zu trinken. 

Doch diese „Macht der Gewohnheit“ lässt sich überwinden. Die Frage ist nur – wie? Alkohol hat hierzulande, aber auch in vielen anderen Kulturen eine wichtige zwischenmenschliche Funktion. Und genau deshalb fällt es nicht nur Menschen mit einer zu Rötungen, Couperose oder Rosacea neigenden Haut oft so schwer, z.B. auf einer Geburtstagsfeier konsequent und freundlich abzulehnen, wenn Alkohol angeboten wird. Niemand möchte in solchen Situationen unhöflich oder „sonderbar“ wirken und deshalb gemieden oder zum Thema von Tuscheleien werden. 

So nachvollziehbar solche Befürchtungen sind, so wichtig es ist es dann auch, sich klar zu machen, dass sie erst mal nur im eigenen Kopf stattfinden. Du denkst lediglich darüber nach, was passieren könnte. Aber das bedeutet keineswegs, dass es exakt so passieren wird oder bereits passiert ist. Gedanken sind kein objektives Abbild der Gegenwart, sondern immer subjektiv verzerrt durch die Persönlichkeit des Menschen, der sie denkt.
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Alkohol ablehnen? Gar nicht so schwer!

Für Situationen, in denen Alkohol angeboten wird, gilt daher das Gleiche, was für viele andere Situationen gilt, in denen Du befürchtest, dass Deine Mitmenschen Dein Verhalten unmöglich, lächerlich oder peinlich finden werden: In den allermeisten Fällen passiert – gar nichts. Anstelle von Sekt, Bier oder Wein bekommst Du einfach ein leckeres Getränk ohne Alkohol gereicht, und das war’s. Kein Gelächter, kein Getuschel, kein Gruppenzwang. Es ist völlig in Ordnung, Alkohol abzulehnen

Wer diese innere Haltung einnimmt, dem kommt auch ein Nein schon deutlich leichter über die Lippen. Zusätzlich können ein paar Rhetorik-Tricks helfen:

Formuliere dein Nein freundlich, damit es bei deinem Gegenüber besser ankommt, z.B. so: 
  • „Vielen Dank, dass du an mich denkst, aber ich bleibe heute bei Wasser.“
  • „Das ist echt nett von dir, aber ich trinke heute keinen Alkohol.“
  • „Schöne Idee, aber mir ist heute nicht nach Alkohol.“

Begründe dein Nein. Damit zeigst du deinem Gegenüber, dass deine Entscheidung wohlüberlegt ist und sorgst für mehr Akzeptanz, z.B. so: 
  • „Nein danke. Ich möchte morgen fit sein.“
  • „Ich bin mit dem Auto hier und trinke nichts, wenn ich fahre.“
  • „Ich trinke nichts. Ich bin schwanger.“
  • „Ich habe in letzter Zeit zu oft Alkohol getrunken, und mir ging es ziemlich schlecht dabei. Deshalb habe ich beschlossen, etwas kürzer zu treten.“
  • „Leider reagiert meine Haut empfindlich mit Rötungen auf Alkohol und ich fühle mich damit unwohl."

Verbinde dein Nein gleich mit einer Alternative, z.B. so:
  • „Nein danke, aber ich habe eher Lust auf eine Apfelschorle.“
  • „Heute nicht, aber beim nächsten Mal bin gerne wieder mit dabei.“

Nichtsdestotrotz soll an dieser Stelle aber natürlich nicht verschwiegen werden, dass ein Nein umso seltener einfach so hingenommen wird, je mehr Alkohol die Person bereits getrunken hat, für die es gedacht ist. Was dann? 

  • Weiche aus. Sag z. B. „Ich trinke erstmal nicht.“ Oder „Vielleicht trinke ich später etwas.“ Mit etwas Glück hat dich die oder der andere nach einiger Zeit vergessen.
  • Ergreife die Flucht. Mit Betrunkenen kannst du nicht diskutieren. Sag z. B. „Entschuldige, ich muss auf die Toilette.“ oder „Tut mir leid, ich habe gerade eine Kollegin gesehen. Der möchte ich unbedingt Hallo sagen.“

Selbstverständlich geht es nicht darum, all diese Tipps und Tricks auf einmal umzusetzen. Such dir die aus, die am besten zu dir und deinem Alltag passen. Formuliere dein persönliches Nein so, dass es dir so mühelos wie möglich über die Lippen kommt. 

Und wie gesagt: Es ist vollkommen in Ordnung, Alkohol abzulehnen. Es gibt keinen Grund, sich dafür oder für seine empfindliche Haut zu schämen. Such dir stattdessen lieber Verbündete! Bestimmt gibt es in deinem Freundes- und Bekanntenkreis mindestens eine Person, die in Zukunft ebenfalls weniger Alkohol trinken möchte. Tut euch zusammen. Gemeinsam fällt der Verzicht leichter, und ihr könnt euch gegenseitig motivieren. Viel schneller als Du gerade denkst, wird dein Umfeld verstehen und akzeptieren, warum du keinen Alkohol trinkst: deiner Haut zuliebe. Und nicht nur deine Haut, sondern dein ganzer Körper wird es dir danken.
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1. Alia E, Feng H. Rosacea pathogenesis, common triggers, and dietary role: The cause, the trigger, and the positive effects of different foods. Clin Dermatol. 2022 Mar-Apr;40(2):122-127. doi: 10.1016/j.clindermatol.2021.10.004. Epub 2021 Oct 27. PMID: 34819228.. 

2. Clanner-Engelshofen, B.M., Bernhard, D., Dargatz, S., Flaig, M.J., Gieler, U., Kinberger, M., Klövekorn, W., Kuna, A.-C., Läuchli, S., Lehmann, P., Nast, A., Pleyer, U., Schaller, M., Schöfer, H., Steinhoff, M., Schwennesen, T., Werner, R.N., Zierhut, M. and Reinholz, M. (2022), S2k-Leitlinie: Rosazea. JDDG: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, 20: 1147-1167. https://doi.org/10.1111/ddg.14849_g 

3. Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) (Hrsg.): Jahrbuch Sucht. Geesthacht: Neuland. (verschiedene Jahrgänge) 

4. Li, Suyun et al., Alcohol intake and risk of rosacea in US women, Journal of the American Academy of Dermatology, Volume 76, Issue 6, 1061 - 1067.e2 

5. Dickson PA, James MR, Heath AC, Montgomery GW, Martin NG, Whitfield JB, Birley AJ. Effects of variation at the ALDH2 locus on alcohol metabolism, sensitivity, consumption, and dependence in Europeans. Alcohol Clin Exp Res. 2006 Jul;30(7):1093-100. doi: 10.1111/j.1530-0277.2006.00128.x. 

6. Burg, Günther und Natascha Kettelhack (2002): Haut und Alkohol, in: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 99, Heft 41, https://cdn.aerzteblatt.de/pdf/99/41/a2712.pdf
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