Die Unterstützung der Hautbarriere
An den allergischen Reaktionen beteiligte Antikörper (IgE-Antikörper) lassen sich im Blut nachweisen. Doch bei manchen Menschen mit Neurodermitis sind keine erhöhten IgE-Blutwerte feststellbar, ebenso wenig wie eine Veranlagung für Allergien wie Heuschnupfen oder Kontaktallergien. Hier werden stattdessen Gendefekte als Ursache für eine gestörte Hautbarriere vermutet, die dann zu einer vermehrten Ansiedlung von Bakterien wie Staphylococcus aureus führen. Diese scheiden Substanzen aus, die zu starkem Juckreiz führen, wodurch dann ein ähnlicher Juckreiz-Kratz-Teufelskreis wie bei der extrinsischen Form der Neurodermitis beginnt, bei der Schübe oft durch Kontakt mit Allergenen und Reizstoffen ausgelöst werden. Die Betroffenen kratzen sich wund, die nässenden Hautstellen und Ekzeme schwächen die Hautbarriere weiter und dienen als Nährboden und Einfallstor für weitere Keime, Reizstoffe und Allergene.
Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, aber vermutlich spielen genetische Faktoren, Umweltbedingungen und das Immunsystem eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Erkrankungen des atopischen Formenkreises. Neurodermitis wird in der Regel durch einen Dermatologen diagnostiziert, indem die Symptome und mögliche Auslöser untersucht werden. Zudem gibt es einige individuelle Anzeichen, die eine schnelle Differentialdiagnose der Neurodermitis von ähnlichen Hauterkrankungen, wie etwa Kontaktekzemen und Pilzinfektionen ermöglichen. Sie werden auch als atopische Stigmata bezeichnet. Treten solche Stigmata zusätzlich zu Juckreiz und Rötungen auf, die auch bei diversen anderen Hautkrankheiten auftreten können, liegt der Verdacht auf Neurodermitis nahe.
Unsere Hautpflegeprodukte bei Neurodermitis
Vorsicht bei der zusätzlichen Anwendung von Kortison
Während akuter Schübe kann es sein, dass Du Cremes mit Kortison für die Hautpflege anwendest. Wenn dies der Fall ist, dann sollten zwischen dem Auftragen des kortisonhaltigen Präparates und der Creme, Lotion oder Salbe für die Basispflege mindestens 15 Minuten liegen. Ansonsten besteht die Möglichkeit, dass die Wirkung des Kortisons abgeschwächt wird. Welches Pflegeprodukt Du zuerst aufträgst, ist dabei egal.
Es ist wichtig, die persönlichen Auslöser zu erkennen, um sie zu vermeiden. Dazu kann man ein Symptomtagebuch und Ernährungstagebuch führen, in dem man dokumentiert, welche Umstände, Lebensmittel, Wetterbedingungen oder Pflegeprodukte zu einer Verschlechterung oder Verbesserung der Symptome führen. Man trägt zunächst einfach ein, welche Produkte man verwendet, was man am Tag getan und welche Lebensmittel man gegessen hat. Anschließend dokumentiert man, welche Symptome am Tag aufgetreten sind, wie stark diese ausgeprägt waren und ob sie sich spürbar verschlechtert oder verbessert haben.
Der Kontakt mit Inhaltsstoffen, wie Duftstoffen, Alkohol, Konservierungsmitteln, Tensiden oder Lösungsmitteln, die deine Haut reizen können, sollte vermieden werden.4 Verwende ausschließlich milde und pH-neutrale Reinigungsmittel. Trage außerdem Baumwollkleidung, die atmungsaktiv ist und die Haut nicht reizt. Auch Schutzhandschuhe können Irritationen vermeiden. Diese sollten am besten speziell für Allergiker geeignet, also aus Baumwolle sein. Wichtig ist, dass die Handschuhe regelmäßig mit mildem Waschmittel gereinigt werden, um das Ansiedeln von Keimen zu verhindern, die ebenfalls die geschwächte Hautbarriere überwinden und zu Handekzemen führen können. Entsprechende Schutzhandschuhe sollte man tragen, wenn man häufig in Kontakt mit Reizstoffen kommt, zum Beispiel mit Reinigungsmitteln, Desinfektionsmitteln oder auch Wandfarbe und Holzlasuren.
Auch extreme Temperaturen wirken sich auf die Haut aus. Hitze und Kälte stellen eine besondere Belastung dar. Verzichte deshalb auf langes und heißes Baden oder Duschen, um Deine Haut vor dem Austrocknen zu schützen. Verwende lieber lauwarmes Wasser und milde Seifen, die wenig schäumen, um die Haut nicht zusätzlich zu reizen.
Außerdem sollten die Hände, insbesondere bei Handekzemen, nicht ungeschützt tiefen Temperaturen ausgesetzt werden. Im Winter also unbedingt Handschuhe tragen.
Im Sommer können hohe Temperaturen zu starkem Schwitzen führen. Schweiß ist ein weiterer häufiger Trigger für akute Schübe. Meide besonders schweißtreibende Sportarten und nutze im Sommer dünnflüssige Pflegeprodukte mit hohem Wasseranteil, um die Haut zu kühlen. Zudem ziehen diese Pflegeprodukte schneller ein und vermischen sich nicht mit Schweiß und Luftfeuchtigkeit, was ansonsten die Hautbarriere aufweichen und Bakterien einen optimalen Nährboden liefern würde.
Bei der Bettwäsche sollte man darauf achten, dass diese nicht zu dick ist. Am besten geeignet ist Bettwäsche aus Baumwolle (sofern keine Allergie besteht, dann hypoallergene Bettwäsche nutzen), die luftdurchlässig ist. Ansonsten staut sich darunter die Hitze und es kommt zu nächtlichem Schwitzen, vor allem im Sommer. Die Temperatur im Schlafzimmer und auch in allen anderen Räumen sollte immer angenehm kühl sein (um die 15 bis 18 Grad Celsius). Bei Pollenallergikern aber unbedingt darauf achten, dass die Fenster nachts nicht geöffnet sind. Ansonsten helfen tägliches Lüften und offene Fenster dabei, die Raumtemperatur im optimalen Bereich zu halten.
Allergene sind Substanzen, die das Immunsystem des Körpers reizen und allergische Reaktionen auslösen können. Sie können in der Luft, in Lebensmitteln, Medikamenten und in vielen anderen Umgebungen vorkommen. Häufige Allergene sind beispielsweise Pollen von Gräsern, Bäumen und Sträuchern, Hausstaubmilben, Tierhaare, Hautschuppen und Speichel von Tieren, bestimme Lebensmittel oder Insektenstiche von Bienen und Wespen. Wenn Du weißt, dass sich bestimmte Allergene negativ auf Deine Neurodermitis auswirken, solltest Du versuchen, den Kontakt mit diesen Allergenen so weit wie möglich zu vermeiden.
Das Halten von Haustieren mit Fell bzw. Federn (z. B. Hunde, Katzen, Hamster, Vögel) ist für Menschen mit Neurodermitis eher ungeeignet. Entdecke stattdessen lieber Dein Herz für Schildkröten, Fische oder Echsen. Ebenso solltest Du auf Teppiche bzw. Wandteppiche verzichten und waschbare Gardinen verwenden. Ungeeignet sind auch Wollmatratzen und Federkissen. Nutze stattdessen spezielle Kissen und Matratzen für Allergiker. Gegen Hausstaubmilben gibt es außerdem spezielle Überzüge für Möbel, die Du in Apotheken kaufen kannst.
Es gibt bestimmte Lebensmittel, die bei manchen Menschen Neurodermitis-Schübe auslösen können. Einige häufige Lebensmittelallergene können in Milchprodukten, Eiern, Nüssen, Fisch und Meeresfrüchten und soja- oder glutenhaltigen Produkten enthalten sein. Wenn Du einen Zusammenhang zwischen bestimmten Lebensmitteln und dem Auftreten von Schüben feststellst, steige auf Alternativen um. Hierbei kann ein Ernährungs- oder Symptomtagebuch helfen. Mehr dazu erfährst Du in unserem Ratgeber für die Ernährung bei Neurodermitis.
Stress kann die Neurodermitis verschlimmern. Wenn unser Körper unter Stress steht, werden bestimmte Hormone wie Cortisol und Histamin freigesetzt, die Entzündungen im Körper verursachen können. Diese Entzündungen können die Anzeichen einer atopischen Dermatitis verschlimmern und Schübe auslösen. Auch die Hautbarriere kann durch Stress beeinträchtigt werden und dadurch die Haut trockener und anfälliger für Entzündungen machen. Daher ist es wichtig, sich Zeit für Entspannungsübungen und Aktivitäten zu nehmen, die dabei helfen, den Stress abzubauen. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie zum Beispiel Yoga, Meditation oder Atemübungen. Auch Sport und Zeit mit Freunden und Familie verbringen ist ideal, um sich wohl in der eigenen Haut zu fühlen.
Falls möglich, vermeide die Einnahme von bestimmten Medikamenten, welche die Neurodermitis verschlimmern können. Wenn Du Medikamente einnehmen musst, bespreche das mit Deinem Arzt, um möglicherweise Alternativen zu finden.
Hier sind einige Beispiele: Antibiotika:- Einige Antibiotika wie Penicillin, Cephalosporine und Sulfonamide können bei manchen Menschen eine allergische Reaktion hervorrufen, die Neurodermitis-Symptome verursachen kann.
- Entzündungshemmende Medikamente: Aspirin, Ibuprofen und Naproxen können bei manchen Menschen zu Hautreaktionen und Neurodermitis-Schüben führen.
- Akne-Medikamente: Medikamente zur Behandlung von Akne wie Isotretinoin können Hauttrockenheit und -irritationen verursachen und bei manchen Menschen auch Neurodermitis-Symptome auslösen.
- Krebsmedikamente: Einige Chemotherapie-Medikamente können Hautreaktionen und Neurodermitis-Symptome verursachen.
Verwende milde, pH-neutrale Pflegeprodukte (und Make-up-Produkte) und wechsle die Bettwäsche und Kleidung regelmäßig, um Schuppenbildung und Milbenbefall zu vermeiden. Auch Waschmittel und Seife sollten antiallergen und/oder pH-neutral sein. Auf Weichspüler sollte gänzlich verzichtet werden. Vermeide außerdem heiße Duschen und Bäder. Wasche dich stattdessen mit lauwarmem Wasser (maximal 32 Grad Celsius, teilweise liest man aber auch von maximal 37 Grad Celsius). Fest steht, dass zu viel Hitze Juckreiz fördert und die Hautbarriere angreift. Zudem sollten Menschen mit Neurodermitis lieber duschen als baden und beides auf keinen Fall länger als 10 bis 15 Minuten. Speziell bei Babys können jedoch Öl-Bäder wohltuend für die Haut sein. Das gilt aber nicht für Erwachsene. Bei Neurodermitis im Gesicht und auf der Kopfhaut obendrein die Haare nicht föhnen und auch möglichst auf Lockenstäbe und Glätteisen verzichten. Das gilt übrigens auch für das Haarefärben.
1 Eberlein, B et al. “Adjuvant treatment of atopic eczema: assessment of an emollient containing N-palmitoylethanolamine (ATOPA study).” Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology : JEADV vol. 22,1 (2008): 73-82.
2 IQWiG - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Neurodermitis. 2017. www.gesundheitsinformation.de/neurodermitis.2257.de.html
3,4 DHA - Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V. Patienteninformation Hautpflege – die Basispflege bei Neurodermitis. 2018. www.dhaneurodermitis.de/infos/infomaterial.html.
5 Stiftung Warentest, 2020b. Juckreiz, Ekzem, Neurodermitis. 2020. https://www.test.de/medikamente/ krankheit/juckreiz-ekzemneurodermitis-k98/.