Neurodermitis Behandlung: Stufentherapie & Akutbehandlung
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Frau schaut prüfend in einen Spiegel und überprüft mit der Hand die Augen- und Stirnpartie auf Neurodermitis Symptome

Neurodermitis behandeln & die Haut richtig pflegen

Die Stufentherapie zur Behandlung von Neurodermitis umfasst mehrere Schritte. Insgesamt zielt die stufenweise Therapie darauf ab, eine langfristige Kontrolle der Erkrankung zu erreichen und gleichzeitig die Nebenwirkungen der Behandlung zu minimieren. Denn Neurodermitis ist nicht heilbar. Der Behandlungsplan wird individuell auf der Grundlage der Symptome des Patienten und der Schwere der Erkrankung erstellt. Er umfasst die Identifizierung von Auslösern für akute Neurodermitis-Schübe, um diese zukünftig zu meiden (Karenzen), ebenso wie die konsequente Durchführung einer Basispflege mit feuchtigkeitsspendenden und rückfettenden Cremes, die zudem hautverwandte Lipide beinhalten, um die gestörte Hautbarriere zu regenerieren. So soll die Häufigkeit und Intensität akuter Schübe reduziert werden. Bei diagnostizierten Lebensmittelallergien sind auch Auslassdiäten unter ärztlicher Aufsicht eine Behandlungsmöglichkeit. 

Kommt es dennoch zu akuten Schüben, während derer sich Ekzeme und weitere Symptome immer stärker ausbreiten und zu einem enormen Juckreiz führen, werden, je nach Schweregrad, verschiedenste Medikamente für die äußere (topische) und innere (systemische) Behandlung eingesetzt. Zum Beispiel Cremes mit Kortison, Calcineurin-Inhibitoren, JAK-Hemmer, Biologika, Antiseptika und Antihistaminika. Sie alle haben das Ziel, die Symptome zu lindern und Sekundärinfektionen mit Pilzen, Bakterien wie Staphylococcus aureus oder Herpes-Viren zu verhindern. Kommt es dennoch zu Sekundärinfektionen, so müssen diese zusätzlich, in Abhängigkeit vom Erreger, mit Antibiotika oder Antimykotika behandelt werden. 
 

Inhalt fachlich überprüft von: Medical Affairs

Die Behandlung von Neurodermitis teilt sich in mehrere Bereiche auf:

Manchmal kann es schwierig sein, mit den Symptomen von Neurodermitis umzugehen. Der Juckreiz, die Rötungen und Schuppenbildung können sehr belastend sein und den Alltag beeinträchtigen. Ebenso wie die tägliche Hautpflegeroutine und die Karenzen gegenüber diversen Triggern akuter Schübe. Auch aufwendigere Behandlungsmethoden wie die Phototherapie (Lichttherapie mit UV-Strahlen), die mehrere Arztbesuche pro Woche und eine aufwendige Hautpflege nach der Behandlung erfordert, kosten viel Zeit und sind nicht immer leicht mit dem Alltag zu vereinbaren. Selbst die Auswahl der richtigen Cremes, Lotionen und Salben, sowohl für die Basispflege als auch während eines akuten Schubs, nimmt oft einige Zeit in Anspruch. Denn welche Wirkstoffe die Hautpflegeroutine bei Neurodermitis am besten unterstützen und Ekzeme, Juckreiz, Schwellungen und Rötungen lindern, hängt stark von den individuellen Symptomen, ihrer Ausprägung  und ihren Auslösern (Triggern) ab. 

Unter Eltern von betroffenen Kindern und auch unter erwachsenen Patienten ist es immer wieder Thema, warum eine Creme bei dem einen Patienten wirkt und bei einem anderen nicht. Dabei wird häufig der Fehler gemacht, dass Hautpflegeprodukte auf bloße Empfehlung gekauft werden, ohne dabei die individuellen Unterschiede zwischen Betroffenen zu berücksichtigen, insbesondere bezüglich der Symptome und Auslöser ihrer Schübe. Ein weiteres Problem: Cremes und Lotionen, die während schubfreier Phasen helfen, neuen Schüben vorzubeugen, indem sie die Hautbarriere stärken (Basispflege), sind nicht automatisch für die Hautpflege während akuter Schübe geeignet. So kann es zum Beispiel notwendig sein, von einer stark rückfettenden Creme oder Salbe, die ideal zur Pflege der chronisch trockenen Haut in schubfreien und subakuten Phasen ist, während eines Schubs, der oft mit Entzündungen einhergeht, auf eine Lotion mit hohem Wasseranteil umzusteigen. Hier gilt die Faustregel "Fett auf trocken und nass auf nass.". Bei besonders starken Schüben mit nässenden Hautpartien, Entzündungen und etwaigen Sekundärinfektionen, kann es zudem für begrenzte Zeit erforderlich sein, Cremes mit Kortison (topische/äußerliche Anwendung), oder sogar systemische (innerliche) Therapien mit Medikamenten vorzunehmen. Die reine Basispflege, die zum Ziel hat, die Häufigkeit und Dauer solcher Schübe zu reduzieren, während einer akuten Phase ohne Anpassungen einfach fortzusetzen, reicht oft nicht aus. Und genau daraus kann dann die Fehleinschätzung resultieren, dass ein Hautpflegeprodukt nicht hilft. 

Deshalb musst Du unbedingt wissen: Eine Verbesserung des Beschwerdebildes ist durchaus möglich. Aber das Finden der optimalen Hautpflegeroutine kann etwas dauern und erfordert Disziplin bei Betroffenen und Angehörigen. Das Dranbleiben lohnt sich aber und es ist entscheidend, um Komplikationen wie bakteriellen Superinfektionen mit Staphylococcus aureus vorzubeugen, die Intensität der Schübe zu lindern und ihre Dauer zu verkürzen.

Denn genau diese Schübe sind es, die zu den ausgeprägten Rötungen, intensivem Juckreiz, Schwellungen und weiteren Hautveränderungen führen, unter denen die Patienten so leiden. Sie wirken sich auch sehr stark auf die Psyche und den empfundenen Stress der Betroffenen aus. Insbesondere dann, wenn die Ekzeme  an sichtbaren Stellen wie dem Gesicht, zum Beispiel das Augenlidekzem, oder den Händen auftreten. Im Sommer sind auch sichtbare Kratzspuren und die sehr trockene Haut der Knie und der Armbeugen sichtbar, wenn die Betroffenen kurze Kleidung tragen. Zusätzlich ist  der Juckreiz ist eine enorme Belastung. Da er während der Nacht zunimmt, kann er zusätzlich zu Schlafstörungen führen, die sich wiederum negativ auf Psyche und Stress auswirken. Die Behandlung der Neurodermitis ist deshalb entscheidend, um die Lebensqualität der Patient entscheidend zu verbessern. Denn auch wenn die Erkrankung nicht vollständig heilbar ist, kann eine gezielte Therapie der Schübe diese stark abmildern und eine konsequente Basispflege in schubfreien Phasen kann neuen Schüben effektiv vorbeugen.

Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die helfen können, die Hautbarriere zu stärken, den Juckreiz zu lindern und trockener Haut Feuchtigkeit zu spenden. Auch während akuter Schübe kann heutzutage eine Menge erreicht werden, um die starken Beschwerden schnell zu lindern, Entzündungen einzudämmen und Komplikationen wie Sekundärinfektionen der Haut zu verhindern. Es stehen zusätzlich verschiedene Medikamente, auch abseits von Kortison zur Verfügung, um eventuelle Komplikationen wie Hautinfektionen mit Pilzen und Bakterien zu behandeln. Ebenso gibt es einige Tipps, die während einer akuten Phase der Neurodermitis helfen können, den Kreislauf aus Juckreiz, Kratzen und Hautverletzungen zu durchbrechen, der ansonsten zu einer Aufwärtsspirale der Symptome führt.

Zwar ist Neurodermitis keine heilbare Erkrankung, aber die Anzeichen können gelindert und die symptom- und schubfreien Phasen verlängert werden. Allerdings kann es auch vorkommen, dass Symptome und neue Schübe immer wieder auch in kurzen Abständen auftreten, insbesondere wenn man die falsche Pflege verwendet oder anderen Triggern akuter Schübe ausgesetzt ist. Zudem neigt die Haut ein Leben lang zur Trockenheit und Irritationen, auch wenn schon seit Jahren keine Neurodermitis-Schübe mehr aufgetreten sind. Die Basispflege und Vermeidungsstrategie bezüglich identifizierter Umwelteinflüsse und Allergene, sollten deshalb ein Leben lang angewendet werden.

Es ist wichtig, dass Neurodermitis-Patienten sich regelmäßig von einem Arzt oder Hauttherapeuten betreuen lassen, um die Symptome zu beobachten, im Griff zu halten und in Remission zu bringen.

Die Stufentherapie bei Neurodermitis

Der erste Schritt der Behandlung besteht darin, Auslöser zu identifizieren und zu vermeiden (Karenzen), welche zu akuten Schüben führen können, während derer sich Juckreiz, Ekzeme und weitere Symptome verschlimmern. Häufige Auslöser sind Stress, bestimmte Nahrungsmittel und Allergene. Ein Ernährungs- und Symptom-Tagebuch kann eine hilfreiche Unterstützung dabei sein, die individuellen Trigger ausfindig zu machen. Fange aber niemals auf bloßen Verdacht an, bestimmte Lebensmittel zu meiden bzw. sie deinen Kindern zu verbieten. Dies kann, vor allem bei Neugeborenen und Kleinkindern, schnell zu einer Mangelernährung führen. Um festzustellen, ob wirklich eine Allergie vorliegt, bleibt letztendlich nur der Allergietest beim Arzt. Gründlich geführte Symptom- und Ernährungstagebücher können diesem jedoch gute Anhaltspunkte liefern.

Außerdem sollte die Haut, im Rahmen der sogenannten Basispflege, regelmäßig mit feuchtigkeitsspendenden und rückfettenden Cremes versorgt werden, um die chronisch trockene Haut zu lindern und die gestörte Hautbarriere zu stärken. So sollen Schübe reduziert und ihre Symptome gelindert werden, um sich ausbreitende Ekzeme und eventuelle Sekundärinfektionen zu verhindern. 

Kommt es während eines akuten Schubs zu leichten Ekzemen und zunehmendem Juckreiz, greift die zweite Stufe der Therapie. Es können, zusätzlich zur Basispflege, vorübergehend spezielle Salben und Cremes für die topische (äußerliche) Anwendung von niedrig dosierten Kortikosteroiden (Kortison) auf der Haut verwendet werden, um Entzündungen auszubremsen. Auch Calcineurin-Inhibitoren können zum Einsatz kommen.  

Reicht das nicht aus und die Ekzeme weiten sich aus, können auf der dritten Stufe zunächst stärker dosierte Präparate, aber auch eine Phototherapie verordnet werden. Das Ziel ist es vor allem, den Juckreiz zu lindern, denn durch das unweigerliche Kratzen wird die Haut zusätzlich verletzt und das Risiko für Sekundärinfektionen der Haut steigt an. Bei besonders starken Symptomen können deshalb auch juckreizstillende Medikamente wie Antihistaminika angewendet werden, um das Kratzen zu verhindern, welches zu immer mehr und immer größeren nässenden Hautpartien und Entzündungen führt.  

In schweren Fällen und beim Auftreten von Sekundärinfektionen durch Pilze, Bakterien wie Staphylococcus aureus oder Herpes-Viren, kommen auf der vierten Stufe systemische (innerliche) Behandlungen wie orale Kortikosteroide, Biologika, JAK-Hemmer oder Immunsuppressiva zur Anwendung. Diese werden als Tabletten oder Spritzen verabreicht. Auch Antibiotika und Antimykotika können zur Behandlung von Sekundärinfektionen eingesetzt werden, je nachdem, welcher konkrete Erreger ursächlich ist.  

Das Ziel der Stufentherapie besteht darin, eine langfristige Kontrolle der Erkrankung zu erreichen und gleichzeitig die Nebenwirkungen der Behandlung zu minimieren.

Stufe / SchweregradTherapie

Stufe 1: Trockene und atopische Haut / schubfreie Phase

Symptome:

  • Trockene & rissige Haut
  • Juckreiz
  • Verdickte und ledrige Haut, vor allem an den Händen
  • Dennie-Morgan-Falte
  • Kleine Einrisse an Mundwinkeln und Ohrläppchen
  • Seitlich ausgedünnte Augenbrauen

Auch in symptomfreien Phasen müssen Neurodermitis-Patienten ihrer Haut täglich besondere Aufmerksamkeit widmen. Denn sie neigt ein Leben lang zu Trockenheit und Irritationen. Die erste Stufe der Behandlung ist deshalb die sogenannte Basispflege, eine besondere tägliche Hautpflegeroutine. Auch die Karenz (Vermeidungsstrategie) zählt zur Stufe 1 der Behandlung. Hier gilt es mögliche Trigger für Schübe zu meiden, z.B. bestimmte Allergene, trockene Luft, Stress usw.

Stufe 2: Leichte Ekzeme

Symptome:

  • Gerötete Hautstellen an alterstypischen Stellen
  • Schuppenbildung
  • Starker Juckreiz
  • Leicht nässende Wundstellen
Während die Maßnahmen von Stufe 1 auch jetzt weiterhin fortgeführt werden müssen, kann die Therapie um eine topische Behandlung mit niedrig dosierten Kortisonpräparaten (Cremes, Lotionen und Salben) erfolgen. Als Alternative ist auch die Verordnung von topischen Calcineurin-Inhibitoren möglich.

Stufe 3: Mittelschwere Ekzeme

Symptome:

  • Ekzeme weiten sich großflächig aus
  • Aufgekratzte und verkrustete Hautpartien
  • Stark nässende Hautpartien
  • Sehr gerötete und „leuchtende“ Haut

Helfen die Maßnahmen der Stufe 2 nicht, oder nicht ausreichend, können zunächst stärker dosierte Präparate eingesetzt werden. Da der starke Juckreiz anhält, neigen Patienten dazu, die Haut aufzukratzen. Dadurch erhöht sich das Risiko für Sekundärinfektionen über die Hautbarriere stark, was einen Teufelskreis aus Juckreiz und Kratzen aufrechterhält.

Deshalb können spätestens ab dieser Phase zusätzlich juckreizstillende Medikamente wie Antihistaminika und antiseptische Medikamente gegen die Keimlast auf der Haut eingesetzt werden, um die Symptome zu bessern.

Weiterhin ist die Basistherapie auch hier ein wichtiger Bestandteil der Therapie.

Stufe 4: Hartnäckige und schwere Ekzeme, sowie ggf. Komplikationen durch Hautinfektionen

Symptome:

  • Die bereits bestehenden typischen Neurodermitis-Symptome
  • Schwellungen und Bläschenbildung
  • Starke Schmerzen an betroffenen Hautpartien
  • Pusteln
  • gelbe Krustenbildung
  • Fieber
  • geschwollene Lymphknoten
  • (Dell)Warzen
  • Head-neck-Dermatitis (Hautrötungen, Schuppen und Juckreiz im Schulterbereich)

In dieser Phase der Erkrankung weiten sich die typischen Neurodermitis-Symptome wie Juckreiz, Ekzeme und nässende Hautpartien immer weiter aus.

Zusätzlich können Sekundärinfektionen auftreten, die zu weiteren Symptomen führen. So ist die Head-neck-Dermatitis ein typisches Zeichen für Pilzinfektionen, während geschwollene Lymphknoten und Fieber eine Infektion mit Viren oder Bakterien anzeigen können. Hier ist besondere Vorsicht bei Herpes-Viren geboten.

Bei Kindern oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem besteht Lebensgefahr. Eine gelbe Krustenbildung ist hingegen typisch für Staphylokokken.

Auf dieser Stufe der Therapie beginnt in der Regel die systemische Behandlung. Medikamente werden also nicht länger äußerlich (topisch) als Cremes oder Salben aufgetragen, sondern in Form von Tabletten oder Spritzen von innen (systemisch) verabreicht. Dabei werden aber heutzutage nicht mehr ausschließlich Immunsuppressiva eingesetzt, sondern auch Biologika oder JAK-Hemmer.

Zur Behandlung eventueller Sekundärinfektionen werden zudem Antibiotika oder Antimykotika verordnet.

Weiterhin ist die Basistherapie auch hier ein wichtiger Bestandteil der Therapie.

 

Die Stufentherapie dient aber nur als Anhaltspunkt für die behandelnden Ärzte. Viele weitere Faktoren wie Unverträglichkeiten, Körpergewicht, Dauer der Erkrankung und des akuten Schubs, betroffene Hautpartien und weitere Erkenntnisse aus der Anamnese und körperlichen Untersuchung fließen individuell in die Behandlungsentscheidung mit ein.

Den Schweregrad bestimmen Ärzte mit Bewertungssystem wie SCORAD (Scoring Atopic Dermatitis) und EASI (Eczema Area and Severity Index). Auch die konkrete Auswirkung der Symptome auf die Lebensqualität von Betroffenen und Angehörigen fließt in die Bewertung mit ein, wofür der sog. DLQI (Dermatology life Quality Index) erhoben wird.

Umfangreiche Infos zu Ursachen, Symptomen & Basispflege

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Die Basispflege

Schonende Hautpflegeroutine bei Neurodermitis

Die gründliche und schonende Basispflege begleitet jeden Neurodermitis-Patienten ein Leben lang. Sie dient dazu, der Haut Feuchtigkeit zu spenden und die Funktion der gestörten Hautbarriere zu verbessern. Dies ist gleichzeitig die beste Vorbeugung vor neuen Neurodermitis-Schüben.

Besonders wichtig sind rückfettende und feuchtigkeitsspendende Cremes, ohne Konservierungs- und Duftstoffe. Die Basistherapie wird zudem der Jahreszeit angepasst. Zu stark rückfettende Cremes sind im Sommer nicht die optimale Wahl, da sie die Verdunstung des Schweißes von der Haut verhindern. Das weicht die Hautbarriere auf und fördert Juckreiz und Entzündungen, sowie das Eindringen von Allergenen und Keimen. Deshalb sind im Sommer wässrige Lotionen und Cremes optimal.

Im Winter sollte man dann wieder zu rückfettenden Cremes und Salben greifen. Dabei ist es auch wichtig, genau auf die Inhaltsstoffe der Cremes zu achten. Sie sollten frei von Duft- und Konservierungsstoffen, sowie anderen Allergenen sein.1 Je kürzer die Liste der Inhaltsstoffe, desto besser. Zu den Stoffen, die Patienten mit Neurodermitis eher meiden sollten, zählen zum Beispiel Emulgatoren, wie Polyethylenglykole (PEGs). Eine ausführliche Liste möglicher Reizstoffe findest Du in unserem Ratgber zu den Auslösern akuter Schübe. 

Es gibt aber auch eine Reihe von Inhaltsstoffen wie Glycerin, Ceramiden und Squalan, welche die Hautbarriere unterstützen und der Haut wertvolle Feuchtigkeit spenden können. Ebenso gibt es Stoffe, die Juckreiz und Entzündungen mindern. Reine Ölbäder sind zur Pflege jedoch eher weniger geeignet, da sie nur schwer in die Haut eindringen. Ölbäder werden meistens nur für die Basispflege bei Säuglingen empfohlen.

Diese Inhaltsstoffe sind für Cremes bei Neurodermitis geeignet:

  • Palmitoylethanolamid (PEA): Ein entzündungshemmender Stoff, der natürlich im Körper vorkommt. PEA wirkt auf unterschiedliche Weise, um Neurodermitis-Symptome zu reduzieren. Es kann als natürlicher Hemmer von Entzündungsmediatoren wirken, reduziert Schmerzen und Juckreiz und fördert die Regeneration der Haut. PEA kann helfen, die Hautbarriere zu stärken, die Feuchtigkeit der Haut zu erhöhen, und die Bildung von Pigmentflecken und Narben zu reduzieren.
  • Urea (Harnstoff): Harnstoffe wie Urea binden Wasser und machen trockene Haut geschmeidiger. Bei Erwachsenen kann die Konzentration des Harnstoffs zwischen 5-10 % liegen, bei Kindern sollte sie jedoch nicht über 4 % liegen. Während eines akuten Schubs, insbesondere bei Kindern, sollte man Cremes mit Urea jedoch lieber meiden. Das gilt umso mehr, je entzündlicher die Hautveränderungen während des Schubs sind. Hier empfehlen sich weniger reizende Stoffe wie Gerbstoffe, z.B. schwarzer Tee. Hieraus kann man zum Beispiel auch fettfeuchte Umschläge machen. 
  • Auch Polidocanol kann verwendet werden, da dieser Inhaltsstoff juckreizlindernd wirkt. Keiner dieser Inhaltsstoffe ist jedoch eine Alternative zu einer medikamentösen entzündungshemmenden Therapie während eines akuten Schubs.
  • Glycerin, Milchsäure und Glykol: Sie versorgen die obere Hornschicht der Haut mit Feuchtigkeit und beruhigen so die Haut.2,3
  • Gamma-Linolensäure (GLA) und andere n-3-Fettsäuren: Omega-3-Fettsäuren können entzündungshemmend wirken.
  • Panthenol: Ein Pro-Vitamin, das Feuchtigkeit in der Haut binden und die Regeneration der Haut fördern kann.
  • Ceramide: Sie machen den größten Teil der Lipidbarriere der Haut aus und helfen dabei, Feuchtigkeitsverlust zu verhindern. Somit können Cremes, die Ceramide enthalten, zum Aufbau der Hautbarriere beitragen.
  • Sheabutter: Sheabutter kann ebenfalls ein sinnvoller und natürlicher Bestandteil in Cremes für die Pflege bei Neurodermitis sein, da sie viele Fettsäuren enthält, was die Hautbarriere stärken und so effektiv pflegen kann. Die enthaltene Linolsäure verleiht ihr zudem entzündungshemmende Eigenschaften. Auf Kosmetikprodukten wird Sheabutter meist als Butyrospermum Parkii Butter ausgewiesen.
  • Caprylic/Capric Triglyceride: Sie werden auch als Neutralöl oder MCT-Öl bezeichnet. Es handelt sich dabei um mittelkettige Fettsäuren, die in Cremes als natürliche Alternative zu künstlichen Ölen verwendet werden. Sie sind pflanzlich, gut verträglich und versorgen die Haut mit wertvollen Lipiden. Sie gelten als nicht komedogen, das heißt sie lösen keine Hautunreinheiten aus. Sie können auch als Trägerstoff für Vitamine in Cremes fungieren und so in die Haut gelangen.
  • Squalan: Ein natürlich vorkommender Lipidstoff, der aus Olivenöl gewonnen wird. Es ähnelt den Lipiden, die natürlicherweise in der Haut vorkommen und wirkt pflegend und rückfettend.4 In Cremes und anderen Hautpflegeprodukten wird Squalan verwendet, um die Feuchtigkeit der Haut zu erhöhen und die Hautbarriere zu stärken. Studien haben gezeigt, dass selbst eine 100%ige Konzentration von Squalan die Haut nicht reizt.5
  • Vitamin B12: Das Vitamin hat eine entzündungshemmende Wirkung auf die Haut, da es in der Lage ist, Stickoxide zu binden, die eine wichtige Rolle in entzündlichen Prozessen bei Neurodermitis spielen. Daher kann es helfen, die Symptome von Juckreiz und Hautproblemen zu reduzieren. Präparate mit Vitamin B12 eignen sich sowohl für die Behandlung von akuten Schüben mit nässenden Ekzemen als auch in der schubfreien, trockeneren Phase von Neurodermitis.

Unsere Hautpflegeprodukte bei Neurodermitis

Pflegetipps für Neurodermitis-Patienten:

  • Salbe oder Creme: Das hängt von verschiedensten Faktoren ab. Einfluss auf die Entscheidung haben unter anderem der Hautzustand, die betroffenen Körperstellen, das Alter der Patienten und die Jahreszeit. Cremes und Lotionen, die im Sommer angewendet werden, sollten nicht zu fetthaltig sein, während Salben im Winter besonders rückfettend sein sollten. Während die Haut entzündet ist, also während eines akuten Schubs, sind Cremes mit sehr hohem Wasseranteil die beste Wahl. Durch die Verdunstung werden die Symptome, insbesondere der Juckreiz, gelindert, was den Juck-Kratz-Teufelskreis durchbrechen kann. Eine allgemeine Regel gibt es nicht, jedoch gilt generell, dass Cremes und Lotionen eher im Sommer verwendet werden und Salben im Winter.
  • Pflege von Gesicht und Hautfalten: Hier sollten ganzjährig Produkte mit hohem Wasseranteil verwendet werden, also eher Lotionen und Cremes. Fetthaltigere Salben eignen sich eher für Rumpf, Beine und Arme.
  • Häufigkeit des Eincremens: Generell sollten Betroffene sich zwei bis drei Mal pro Tag eincremen. Bei akuten Schüben oder besonders starkem Juckreiz kann die Pflege jedoch öfter wiederholt werden.
  • Richtig eincremen: Verwende eine großzügige Menge und creme mit sanften Streichbewegungen in die Richtung des Haarwachstums der jeweiligen Hautpartie ein, um Haarbalgentzündungen vorzubeugen. Zudem immer mit sauberen Händen eincremen. Der wichtigste Zeitpunkt zum Eincremen ist immer nach dem Duschen oder Baden, damit die aufgenommene Feuchtigkeit nicht sofort wieder verdunstet. Zu langes und/oder heißes Duschen oder Baden trocknet die Haut ebenfalls aus, ebenso wie das "Trockenrubbeln" mit dem Handtuch. 
  • Der fett-feuchte Verband: Der Umschlag besteht aus einer Schicht fetthaltiger Salbe, welche direkt auf die Haut aufgetragen wird. Über die Salbe wird ein feuchter Verband gelegt und über den feuchten Verband ein weiterer, aber trockener Umschlag. So kombiniert man die individuellen Vorzüge von Salben und Cremes. Der feuchte Verband wird vor dem Auflegen in lauwarmem Wasser getränkt und das überschüssige Wasser vor dem Umwickeln ausgewrungen.
  • pH-neutrale Produkte: Sowohl bei Cremes und Salben, aber auch bei Pflegeprodukten wie Shampoo und Seifen sollte darauf geachtet werden, dass die Produkte pH-neutral sind. Steigt der pH-Wert der Haut an, bildet dies einen optimalen Nährboden für krankmachende Keime und Bakterien.
  • Lieber Duschen statt Baden: Ölbäder sind vor allem für Säuglinge geeignet. Jedoch sollten Kinder mit Neurodermitis so früh wie möglich damit beginnen, lieber zu Duschen. Dabei trocknet die Haut nicht so stark aus und die Wassertemperatur ist besser regulierbar. Sie sollte immer zwischen 32 und 34 Grad Celsius liegen. Zudem sollten Neurodermitis-Patienten nie länger als fünf bis zehn Minuten baden oder duschen. Außerdem niemals einen Waschlappen oder Duschschwamm nutzen, da die Haut durch die Reibung zusätzlich gereizt wird. Dasselbe gilt auch beim Abtrocknen. Nicht „Trockenrubbeln“, sondern Trockentupfen ist hier die Devise.

ATOPA-Studie bestätigt die Wirksamkeit der PHYSIOGEL® Calming Relief A.I. Creme bei Neurodermitis

Die ATOPA-Studie mit fast 2.500 Teilnehmern hat bewiesen:

Nach 2-mal täglicher Anwendung der PHYSIOGEL® Calming Relief A.I. Creme über durchschnittlich 38 Tage konnte eine signifikante Linderung der Neurodermitis-Symptome festgestellt werden:

  • Geminderter Juckreiz schon nach wenigen Tagen
  • Weniger Rötungen
  • Verbesserte Schlafqualität
  • Reduzierter Einsatz von Kortison

Kinder sprachen dabei sogar noch besser auf die Basistherapie an als Erwachsene. Allgemein wurde die Verträglichkeit in 92% der Fälle mit „gut“ oder „sehr gut“ bewertet.

Trigger vermeiden (Karenzen)

Das Vermeiden von möglichen Umweltfaktoren, welche Neurodermitis-Symptome begünstigen bzw. Schübe auslösen können, ist ebenfalls Bestandteil der Stufentherapie von Neurodermitis. Im Laufe des Lebens lernen die meisten Eltern und Patienten, welche Faktoren die Symptomatik verschlechtern können. Zusätzlich können Allergietests Aufschluss darüber geben, welche Allergene zu Neurodermitis Schüben führen können. Die häufigsten Auslöser für Neurodermitis haben wir bereits an anderer Stelle genannt.

Zu den bekanntesten Triggern zählen trockene Luft, Wolle, bestimmte Reizstoffe in Reinigungs- und Waschmitteln, Duftstoffe und bestimmte Lebensmittel, zumindest dann, wenn entsprechende Allergien bestehen. Die Trigger sind jedoch von Patient zu Patient individuell.

Bei Nahrungsmitteln gelten besondere Regeln, da es, insbesondere bei Kleinkindern, zu einer Mangelernährung kommen kann. Auslass-Diäten sollten niemals auf Verdacht und in Eigenregie vorgenommen werden. Lasse nur die Lebensmittel weg, gegen die nachweislich (Allergietest) eine Allergie besteht.

Besteht eine Allergie gegen Hausstaubmilben, ist es ratsam, die Wohnräume umzugestalten. Vorhänge, Teppiche und Stofftiere sollten nicht länger Bestandteil der Einrichtung sein, außer sie werden regelmäßig mit antiallergischen Waschmitteln gereinigt. Für das Bett gibt es spezielle Antiallergiker-Bettwäsche und Matratzen, die aus Encasings gefertigt werden (milbendichte Materialien).

Bei Neurodermitis-Patienten mit Heuschnupfen kann sich, neben einer Desensibilisierung, auch die sogenannte Klimatherapie anbieten. Hierbei verreisen Betroffene für eine bestimmte Zeit in Küstenregionen mit milden Temperaturen, oder in höhere Bergregionen. Dies sind auch für den gemeinsamen Urlaub ideale Reiseziele. Beliebt ist zum Beispiel eine Zeit am Toten Meer, die ähnlich wirkt wie die Balneo-Phototherapie, was die Symptome der atopischen Dermatitis deutlich lindern kann.

Auch in den Bergen trägt die hohe UV-Strahlung dazu bei, dass Entzündungsvorgänge gehemmt werden. Zudem ist die Luft in Gebirgslage nahezu frei von Pollen und anderen Allergenen. Auch wird es ab 1.200 Metern über dem Meeresspiegel niemals schwül (schwüles Wetter ist ein bekannter Trigger für Neurodermitis).

Pollenallergiker sollten während der Pollenflugzeit die Fenster in der Nacht geschlossen halten und die Haare abends waschen, was die Belastung mit Pollen deutlich verringern kann.

Das Selbstmanagement von Eltern und Patienten verbessern

Es ist wichtig, dass die täglichen Bedürfnisse von Neurodermitis-Patienten berücksichtigt werden und ihnen geholfen wird, ihren Alltag zu meistern. Deshalb muss jeder Patient je nach Schweregrad individuell behandelt und gemeinsam mit dem Arzt das geeignete Therapiekonzept gefunden werden.

Um die bestmögliche Behandlung und Prävention zu gewährleisten, sollten individuelle Ziele frühzeitig festgelegt werden. Strukturierte Schulungsprogramme haben sich als besonders nützlich erwiesen, sowohl für Kinder und Eltern als auch für erwachsene Patienten. Dabei erhalten Eltern und Patienten umfassende Informationen zu Auslösern der Krankheit, Ernährung, Basispflege und weiteren Therapiemöglichkeiten. Außerdem lernen sie, die psychologischen und psychosozialen Aspekte der Erkrankung zu berücksichtigen. Tipps für den alltäglichen Umgang mit der Krankheit sind hier von großer Bedeutung. Diese Kurse werden häufig in ambulanter oder stationärer Rehabilitation angeboten, da Ärzte im Praxisalltag oft nicht genug Zeit haben, um all diesen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, an Schulungen teilzunehmen, wie beispielsweise durch Selbsthilfegruppen, Krankenkassen oder behandelnde Ärzte. Für die erfolgreiche Behandlung ist es von entscheidender Bedeutung, dass sowohl Eltern und Angehörige als auch Patienten Strategien erlernen, um den Alltag mit Neurodermitis besser bewältigen zu können und aktiv Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Anlaufstellen in Deutschland:

Systemische Behandlung bei akuten Schüben und schwerer Neurodermitis

Bei akuten Schüben werden vor allem rezeptpflichtige Cremes, Salben und Tabletten eingesetzt, etwa mit Wirkstoffen wie Kortison, die das Immunsystem herunterfahren (Immunsuppressiva), um die Entzündungsvorgänge zu lindern.6

Werden die Wirkstoffe äußerlich angewendet, also zum Beispiel als Creme, Salbe, Lotion oder Spray (z. B. bei Antiseptika), spricht man von einer topischen (äußerlichen) Behandlung. Werden Wirkstoffe wie Kortison, aber auch Biologika oder JAK-Hemmer als Tabletten oder Spritzen verabreicht, handelt es sich um eine systemische (innerliche) Behandlung. 

Welche systemische Behandlung infrage kommt, entscheiden Ärzte individuell. Sie orientieren sich dabei vor allem an der Ausprägung einzelner Symptome und wägen Nutzen und Risiken der entsprechenden Therapie ab. Auch wenn es zu Sekundärinfektionen durch Staphylococcus aureus, Hefepilze oder Herpes-Viren gekommen ist, werden oft systemische Behandlungen angewendet, vor allem mit Antibiotika und Antimykotika (je nach Erreger).

Seit 2017 rücken auch Biologika verstärkt ins Zentrum der Aufmerksamkeit, die als Spritze verabreicht werden. Anders als Immunsuppressiva greift ein Biologikum nur in den Wirkmechanismus jener Zellen ein, die konkret an Entzündungsvorgängen beteiligt sind, anstatt das gesamte Immunsystem herunterzufahren. Sie werden jedoch bisher vor allem bei sehr schweren Fällen von Neurodermitis bei Erwachsenen verschrieben, wenn andere Behandlungsversuche erfolglos verliefen.7,8

Für den langfristigen Behandlungserfolg ist es vor allem entscheidend, dass die Patienten lernen, die auslösenden Allergene zu vermeiden und konsequent eine tägliche Basispflege anwenden (auch in symptomfreien Phasen), um erneuten Schüben vorzubeugen. Zudem gibt es weitere Behandlungsmethoden wie Lichttherapie, Klimatherapie und rezeptfreie Wirkstoffe, die zur Linderung von Symptomen und der Verlängerung von schubfreien Zeiten beitragen können.

Rezeptpflichtige Medikamente wie Immunsuppressiva oder ein Biologikum werden nur während akuter Phasen verschrieben und wenn bisher keine andere Behandlungsmethode Linderung verschafft hat. Man bezeichnet diese Phase der Behandlung auch als antientzündliche Maßnahmen.

Generell werden systemische Behandlungen mit Biologika, Januskinase (JAK)-Hemmern oder anderen Medikamenten vor allem dann empfohlen, wenn Schübe sehr häufig auftreten und diese zu sehr schweren Beschwerden bzw. großflächiger Neurodermitis führen. Ein weiteres Kriterium ist, dass die topische Anwendung mit Cremes und Salben oder weitere Behandlungsmethoden wie Karenzen oder die Lichttherapie bisher nicht zum Erfolg geführt haben.

Insbesondere während eines Schubs ist auch die Vorbeugung von Sekundärinfektionen sehr wichtig. Bei Neurodermitis-Patienten ist die Haut während eines Schubs häufig mit der Bakterienart Staphylococcus aureus besiedelt. Tatsächlich sind diese Bakterien bei rund 90% der Patienten während eines Schubs nachweisbar.9 Ihre Stoffwechselprodukte führen zu immer neuen Entzündungen und verlängern so den Schub. Zusätzlich wird der Juckreiz verstärkt und durch das darauffolgende Kratzen werden zusätzlich Hautinfektionen begünstigt. Darum gilt es, die Belastung mit Bakterien auf der Haut während des Schubs zu reduzieren. 

Dies kann zum Beispiel durch das Auftragen von Antiseptika auf betroffene Hautstellen gelingen, oder durch das Tragen von Unterwäsche und T-Shirts mit Silberbeschichtung. Da Silber antibakteriell wirkt, kann es die Belastung der Haut mit Keimen reduzieren. Dringend abgeraten wird jedoch von dem Auftragen antibiotischer Salben und Cremes in Eigenregie. Sie können schnell zu Resistenzen bei den Bakterien führen. Zusätzlich drohen Kontaktallergien bei den ohnehin schon stark belasteten Patienten. Deshalb verordnen Ärzte bei großflächigen Ekzemen eher die Einnahme von Antibiotika in Tablettenform.

Kortison

Kortison (Glukokortikoide) lindert den Juckreiz und dämmt Entzündungen ein. Kortisonpräparate (Steroide) können generell topisch (äußerlich) und systemisch (innerlich) in Form von Tabletten verabreicht werden. Die Stärke der Präparate wird in die Klassen 1 (schwach wirksam) bis 4 (sehr stark wirksam) unterteilt.

Für die topische Anwendung gibt es Salben und Cremes, die meistens einmal täglich auf die betroffenen Hautpartien aufgetragen werden. Der behandelnde Arzt gibt hier genaue Anweisungen zur Behandlung. Zudem ist genau darauf zu achten, ein Präparat mit der richtigen Dosierung zu nehmen, weshalb nicht einfach eine Creme oder Salbe überall am Körper verwendet werden kann. Wässrige Lotionen und Cremes werden vor allem in sehr akuten Schubphasen eingesetzt, wenn die Haut bereits nässt. Stark rückfettende und feuchtigkeitsspendende Cremes und Salben kommen zum Einsatz, wenn die Haut bereits chronisch geschädigt bzw. sehr trocken ist.

An dünneren Hautstellen, also vor allem im Gesicht und bei aufgekratzten Hautstellen müssen schwächer dosierte Salben verwendet werden als an robusteren Hautstellen wie den Fußsohlen, Beinen und Armen. Es ist entscheidend, dass Betroffene bzw. die Eltern von kleinen Neurodermitis-Patienten das richtige Präparat auftragen, und zwar genau so, wie vom Arzt empfohlen, da sowohl zu lange als auch falsche Anwendungen zu verschiedenen Nebenwirkungen führen können.

Zusätzlich können Kortison Präparate bei sehr schweren und akuten Schüben für Erwachsene auch in Tablettenform verschrieben werden. Die Behandlungsdauer sollte nur sehr kurzfristig und eher in Ausnahmefällen erfolgen, da bei einer längeren Einnahme schwere Nebenwirkungen auftreten können. Außerdem kehrt die Neurodermitis nach dem Absetzen von Kortison meistens noch stärker zurück, was auch als Rebound-Effekt bezeichnet wird. Deshalb wird nach der kurzfristigen Einnahme von Kortison Tabletten ein schneller Umstieg auf eine Anschlusstherapie mit anderen Wirkstoffen verordnet.

Die Lichttherapie

Auch die Lichttherapie ist eine tragende Säule der Behandlung von Neurodermitis, insbesondere bei akuten Schüben, aber auch zur Behandlung des Juckreizes und der verdickten, schuppenden und geschwollenen Haut im chronischen oder subakuten Stadium. Hierbei bestrahlt der Arzt die von Ekzemen geplagten Hautstellen mit UV-Licht (UV-A- oder UV-B-Licht). Diese Behandlung wird auch bei anderen Erkrankungen eingesetzt, zum Beispiel bei Schuppenflechte oder Vitiligo. Bei der Lichttherapie wird die Haut zwei bis sechs Mal pro Woche bestrahlt. Die Dauer erhöht sich hierbei von Mal zu Mal. Die Behandlung mit der Lichttherapie findet in Krankenhäusern oder spezialisierten Hautarzt-Praxen statt. Besonders wichtig ist, dass die Haut nach der Bestrahlung zusätzlich zur Basispflege behandelt werden muss.

Speziell für Neurodermitis-Patienten hat sich eine besonders wirksame Methode der Phototherapie herauskristallisiert, die sog. PUVA (Psoralen plus UV-A). Diese kann sowohl bei akuten Schüben als auch in chronischen Phasen zum Einsatz kommen. Der Unterschied der PUVA zur normalen Lichttherapie besteht darin, dass die Patienten vor der Bestrahlung das Medikament Psoralen einnehmen, welches alternativ auch als Creme oder Salbe aufgetragen werden kann. Bei der Bade-PUVA baden Neurodermitis-Patienten in einer Flüssigkeit, die das Medikament beinhaltet. Psoralen führt dazu, dass die Haut besser auf das UV-A-Licht anspricht, mit dem die Patienten anschließend in einer Lichtkabine mit speziellen Leuchtstoffröhren bestrahlt werden. Die Bestrahlung erfolgt ca. zwei Stunden nach der Einnahme bzw. dem Auftragen von Psoralen.

Es gibt auch eine Lichttherapie ohne Psoralen, die sog. Balneo-Phototherapie. Hierbei badet der Patient ebenfalls in einer Flüssigkeit. Diese enthält allerdings kein Psoralen, sondern ist sehr salzreich. Durch das Salz können die entzündungshemmenden Strahlen tiefer in die Haut eindringen.

Da es bei der Lichttherapie zu einigen Nebenwirkungen kommen kann, sollte vor der Anwendung eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung durch den Arzt erfolgen.

Weitere Tipps zur Behandlung der Neurodermitis

Eine gesunde Ernährung, die Vermeidung von Allergenen und Triggern, sowie eine besonders schonende Hautpflege sind die Basis der Behandlung von Neurodermitis.

Es gibt einige Tipps, die Du beachten kannst, um die Linderung der Beschwerden zu unterstützen:

  1. Vermeide Lebensmittel, die Allergien auslösen können: Dazu gehören zum Beispiel Nüsse, Milchprodukte, Eier und Gluten. Es lohnt sich, bei Auffälligkeiten bei der Ernährung einen Allergietest machen zu lassen, um herauszufinden, ob man auf bestimmte Lebensmittel allergisch reagiert.
  2. Trinke genug Wasser: Trockene Haut ist eines der Hauptsymptome von Neurodermitis. Trinke daher genug Wasser, um die Haut von innen heraus zu befeuchten.
  3. Verwende milde Reinigungsmittel und Feuchtigkeitscremes: Benutze milde Reinigungsmittel, etwa Waschlotionen statt Seife mit Lauge, oder Duschcremes statt Shampoo, um die Haut nicht zu reizen und auszutrocknen.  Nach dem Duschen solltest Du die Haut stets mit pH-neutraler, rückfettender Creme pflegen. Alle verwendeten Produkte sollten frei von Farb- und Duftstoffen, sowie Konservierungsmitteln sein. 
  4. Verwende spezielle Hautpflegeprodukte: Es gibt besonders schonende Hautpflegeprodukte für Neurodermitis-Patienten, welche die Hautbarrierefunktion verbessern können und die Haut nicht austrocknen, strapazieren und reizen. Frage gerne Deinen Arzt oder einen Hauttherapeuten nach Empfehlungen. Wichtig ist, dass es kein allgemeingültiges Produkt bei Neurodermitis gibt. Wasser- und Fettgehalt, Inhaltsstoffe, Dosierung - all diese Faktoren müssen individuell auf die betroffenen Hautpartien, die Art der Symptome, den aktuellen Hautzustand und eventuelle Unverträglichkeiten angepasst werden. Wichtig ist generell, dass die verwendeten Lotionen, Cremes und Salben rückfettend sind und feuchtigkeitsspendende Inhaltsstoffe (Feuchthaltefaktoren wie z.B. Glycerin), sowie hautverwandte Lipide enthalten, die den Mangel an Hornfetten der Haut bei Neurodermitis ausgleichen. So unterstützt Du die Schutzfunktion der Hautbarriere und hilfst ihr, sich zu regenerieren. 
  5. Vermeide zu heißes oder zu kaltes Wasser (und Klima): Zu heißes oder zu kaltes Wasser kann die Haut reizen und beschädigen. Benutze lauwarmes Wasser beim Händewaschen und Duschen. Kinder sollten so früh wie möglich Duschen statt Baden, da Duschen die Haut weniger austrocknet. Das Wasser sollte dabei niemals eine Temperatur von 32 Grad überschreiten. Ebenso sollten die Hände zu niedrigen und hohen Temperaturen niemals ungeschützt ausgesetzt werden. 
  6. Vermeide Stress: Stress kann die Symptome von Neurodermitis verschlimmern. Entspannungstechniken und Bewegung können helfen, den Stress im Alltag zu reduzieren. Bei psychischen Erkrankungen oder besonders belastenden Lebenssituationen kann eine psychologische Beratung sinnvoll sein. Entscheidend ist, dass Stress ein nicht zu 100 % vermeidbarer Bestandteil des Lebens ist. Deshalb müssen Du und dein Kind lernen, damit umzugehen und Bewältigungsstrategien erarbeiten. 

Verlauf & Prognose

Die „Ein-Drittel-Regel“

Im Zusammenhang mit Neurodermitis ist häufig von der „Ein-Drittel-Regel“ die Rede. Sie besagt ganz einfach, dass etwa ein Drittel der Patienten die Erkrankung loswird und ein Drittel der Betroffenen die Symptome zwar lindern kann, aber ein Leben lang anfällig bleibt. Das letzte Drittel entwickelt mit den Jahren eine schwere atopische Dermatitis.

Die Krankheit beginnt häufig im Säuglingsalter, denn Vererbung ist einer der entscheidendsten Risikofaktoren für ihre Entstehung. Die Symptome treten bei Babys meist zuerst an den Wangen und an der Rückseite von Armen und Beinen auf, breiten sich im Kleinkindalter dann aber häufig auch auf Brust, Bauch und Rücken aus. Es bilden sich nässende und gerötete Hautbereiche, die - auch durch das Kratzen - immer größer werden. Doch der Ratschlag „Dann hör‘ doch auf zu kratzen!“ ist hier fehl am Platz. Der Juckreiz ist sehr stark und quälend und nimmt in der Nacht noch zu. Selbst wenn man es also tagsüber schaffen sollte, dem Juckreiz nicht nachzugeben, so kann man sich dennoch unbewusst in der Nacht dazu hinreißen lassen.

Mit Beginn der Pubertät lassen die Symptome beim Großteil der Betroffenen dann oft deutlich nach. Jedoch kann die Erkrankung immer wieder in Schüben und auch erstmalig im Erwachsenenalter auftreten. Das Risiko, dass sich eine Neurodermitis im Erwachsenenalter fortsetzt, ist besonders hoch, wenn die Erkrankung bereits in der frühen Kindheit aufgetreten ist und dabei einen schweren Verlauf genommen hat. Dasselbe gilt auch dann, wenn die Betroffenen zusätzlich an anderen atopischen Erkrankungen wie Heuschnupfen oder Lebensmittelallergien leiden.

Es ist wichtig, Neurodermitis von anderen Hauterkrankungen wie Psoriasis oder Kontaktdermatitis zu unterscheiden, um eine angemessene Behandlung durchzuführen. Denn nur weil die Haut stark gerötet und trocken ist, muss nicht jedes Ekzem gleich eine Neurodermitis sein. Eine ausführliche Diagnose durch erfahrene Dermatologen ist deshalb enorm wichtig, um die richtige Therapie zu finden.

Für die Neurodermitis gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten: sie kann durch topische Medikamente, Phototherapie und systemische Medikamente behandelt, aber nicht geheilt werden. Ernährung und eine passende Basispflege, sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Methoden zur Stressbewältigung spielen die Schlüsselrolle bei der Linderung der Symptome. Heilbar ist die Erkrankung nicht, jedoch kann eine Neurodermitis durch eine angepasste Alltagsroutine deutlich abgemildert werden.12

Pflegetipps & weitere Ratgeber bei Neurodermitis

Ernährung bei Neurodermitis
Gibt es Lebensmittel, die man bei Neurodermitis meiden sollte? Und welche Nährstoffe können dabei helfen, trockene Haut und Symptome wie Juckreiz lindern?
Hautpflege für Sportler
Die Haut wird von Sonne, Chlor und häufigem Duschen stark beansprucht. Deshalb braucht sie nach dem Sport die richtige Pflege, um unreiner Haut durch Sport vorzubeugen.
Basispflege bei Neurodermitis
Tägliches Eincremen mit feuchtigkeitsspendenden und rückfettenden Cremes und Lotionen ist bei Neurodermitis wichtig, um sowohl die Symptome zu lindern als auch akute Schübe zu vermeiden. 
Eine Frau mit blauer Mütze und blauem Strickschal genießt mit geschlossenen Augen eine herrliche Winterlandschaft im Hintergrund
Umwelt als Auslöser
Sonne, Wind und Wetter, Ozon, das Leben in der Stadt mit einer hohen Feinstaub- und Abgasbelastung, sowie kalkhaltiges Leitungswasser sind äußere Faktoren, die sich auf unsere Hautgesundheit auswirken können.

1.Thomsen SF. Atopic dermatitis: natural history, diagnosis, and treatment. ISRN Allergy. 2014;2014:354250.

2.Eichenfield LF et al. Guidelines of care for the management of atopic dermatitis: section 2. Management and treatment of atopic dermatitis with topical therapies. J Am Acad Dermatol. 2014;71(1):116-32.

3.Ring J et al. Guidelines for treatment of atopic eczema (atopic dermatitis) Part I. Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology. 2012;26: 1045-1060.

4.Kim, Se-Kwon, Karadeniz Fatih: Biological importance and applications of squalene and squalane. Elsevier. 2012.

5.Final Report on the Safety Assessment of Squalane and Squalene. Journal of the American College of Toxicology, Volume: 1 issue: 2, page(s): 37-56. 1990.

6.Augustin M, Langenbruch A, Blome C, Gutknecht M, Werfel T, Ständer S et al. Characterizing Treatment-related Patient Needs in Atopic Eczema: Insights for Personalised Goal Orientation. J Eur Acad Dermatol Venereol 2020; 34 (1): 142–52.

7.M. Worm, W. Francuzik, M. Kraft et al.: Modern therapies in atopic dermatitis: biologics and small molecule drugs.

8.Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft: Leitlinie Neurodermitis Aktualisierung Systemtherapie Version 2020. Leitlinie: 2020.https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/013-027. Zuletzt abgerufen: 01/2023

9.Hauser C et al. Staphylococcus aureus skin colonization in atopic dermatitis patients. Dermatologica 170 (1985): 35–9.

10.Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Dupilumab (atopische Dermatitis) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Auftrag A17-63. 27.02.2018. (IQWiG-Berichte; Band 601).

11.Berth-Jones J, Exton LS, Ladoyanni E et al. British Association of Dermatologists guidelines for the safe and effective prescribing of oral ciclosporin in dermatology 2018. Br J Dermatol 2019; 180(6): 1312-1338.

12.Barbarot S, Auziere S, Gadkari A, Girolomoni G, Puig L, Simpson EL et al. Epidemiology of atopic dermatitis in adults: Results from an international survey. Allergy 2018; 73(6): 1284–93.

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