Typische Symptome bei Neurodermitis
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Infografik zeigt vereinfacht, welche Hautpartien und Körperregionen bei Erwachsenen am häufigsten von Neurodermitis betroffen sind.

Diese Symptome sind typisch für Neurodermitis

Juckreiz und Hautveränderungen (Ekzeme), die mit Entzündungen und Schwellungen einhergehen, sind die bekanntesten Symptome der Neurodermitis. Zudem leiden Betroffene an einer chronisch trockenen Haut. Typisch an atopischen Ekzemen ist, dass sie in Schüben auftreten. Es gibt Wochen, Monate und sogar Jahre, in denen die Beschwerden sehr selten oder gar nicht auftreten, gefolgt von Zeiten, in denen der Juckreiz und die Ekzeme so präsent sein können, dass sie für die Patienten nahezu unerträglich sind und sich massiv auf die Lebensqualität auswirken. Diese Schübe werden oft durch sogenannte „Trigger“ ausgelöst.

Während die Symptome im Kindesalter überall am Körper auftreten können, vorrangig aber an der Rückseite der Arme und Beine, am Rumpf und im Gesicht, sind bei Erwachsenen vor allem die Gelenkbeugen (Kniekehle, Ellenbeugen), die Füße und die Hände, aber auch Gesicht, Hals und Schultern von Hautirritationen betroffen.1

Prinzipiell können sich die Beschwerden aber auch im Erwachsenenalter an allen erdenklichen Körperstellen bemerkbar machen. So können Bläschen, Rötungen und Schuppen auch im Gesicht, im Nacken, an den Beinen, auf der Brust, oder auf den Knien entstehen. Auch der Genitalbereich kann, wenn auch selten, betroffen sein.

Inhalt fachlich überprüft von: Medical Affairs

Die häufigsten Symptome bei Neurodermitis sind:

  • Rötungen und Schwellungen der Haut
  • Schuppenbildung und Bläschen
  • Trockene, schuppige Haut
  • Starker und quälender Juckreiz (Pruritus), der nachts stärker wird
  • Verfärbungen der Haut
  • Schubweiser Verlauf
  • Vergrößerte Hautfalten
  • Kleine Knötchen
  • Empfindliche Haut, die schnell einreißt, insbesondere an den Mundwinkeln, den Fingerspitzen und den Ohren
  • Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme infolge des nächtlichen Juckreizes
  • Kinder neigen oft zu Überaktivität, da sie sich so bewusst oder unbewusst vom starken Juckreiz ablenken. Deshalb werden Eltern von Kindern mit Neurodermitis oft von Erziehern oder Lehrern auf ADHS angesprochen, da sie die Lebhaftigkeit falsch interpretieren. Hier musst Du als Elternteil aktiv auf die Kontaktpersonen zugehen. 

Wo genau die Symptome auftreten und wie stark welche Hautveränderungen ausgeprägt sind, hängt jedoch stark vom Alter der Betroffenen ab. Meist beginnt die Erkrankung im Säuglings- und Kleinkindalter. Dass die Symptome erstmalig im Erwachsenenalter auftreten, ist eher selten. Man spricht dann von einem spätmanifesten atopischen Ekzem. Außerdem verlaufen die Symptome in verschiedenen Phasen

Während eines akuten Schubs ist der Juckreiz besonders stark und die, sonst eher trockene, Haut nässt, glänzt vielleicht sogar und ist gerötet. Es entstehen außerdem die typischen atopischen Ekzeme, also Knoten, Bläschen und Schwellungen. Durch das Kratzen platzen diese Bläschen auf und sie werden zu nässenden Wunden. Während dieser akuten Phase ist auch das Risiko für Sekundärinfektion besonders hoch, die zu weiteren Symptomen wie der „Honigkruste“ und Warzen führen können. Denn Keime fühlen sich auf der nässenden Haut sehr wohl und können die ohnehin schon geschwächte Hautbarriere leicht überwinden, ebenso wie sämtliche anderen Umwelteinflüsse, Allergene, Reizstoffe und Keime, woraus immer mehr und immer stärkere Überreaktionen des Immunsystems resultieren, welche die Neurodermitis-Symptome weiter verschlechtern. Das Kratzen führt außerdem häufig zu sichtbaren Kratzspuren und Striemen (Erosionen), sowie blutige Stellen.

Anschließend beginnt die nässende und entzündete Haut in der subakuten Phase zu spannen und trockener zu werden. Es bilden sich Schuppen und Krusten auf den Ekzemen.

Im chronischen Stadium reagiert die Haut dann auf den Schub, indem sie an besonders stark und/oder häufig betroffenen Hautpartien verdickt. Es bilden sich Furchen und ein gröberes Hautrelief entsteht (Lichenifikation). Mit der Zeit kann es an einigen Stellen auch zu einer Veränderung der Hautfarbe kommen. Außerdem ist die Haut in schubfreien Phasen sehr trocken und neigt zu Juckreiz und leichter Schuppung. 

Wie Du vielleicht merkst, sind die meisten Symptome der Neurodermitis sehr allgemein und können auch durch zahlreiche andere Hautprobleme verursacht werden, etwa durch Krätze, Kontaktallergien oder Pilze. Um die Neurodermitis davon zu unterscheiden, ist die Differentialdiagnose enorm wichtig. Neben einer Reihe von Tests ist hier vor allem die Anamnese entscheidend. Zudem gibt es einige spezifische Anhaltspunkte, um die Neurodermitis von anderen Hautproblemen abzugrenzen, vor allem die atopischen Stigmata und schubweise auftretende Symptome, die sich durch den Einfluss verschiedenster Trigger verschlechtern. Leiden die Eltern ebenfalls an Neurodermitis oder anderen Erkrankungen des atopischen Formenkreises (Asthma, Allergien usw.), erhärtet sich der Verdacht ebenfalls. 

Neurodermitis bei Babys

Bei Neugeborenen und Kleinstkindern beginnt die atopische Dermatitis meistens mit – zunächst kleinen - roten Flecken, die oft auf der Kopfhaut, an den Wangen oder anderswo im Gesicht auftreten. Auch die Außenseiten (Streckseite) von Armen und Beinen sind immer wieder betroffen, der Rumpf, vor allem Brust, Rücken und Bauch, jedoch seltener. Nur im Windelbereich und im Bereich der Oberschenkel bleiben Säuglinge in der Regel symptomfrei.

Eine Frühform der Erkrankung, die ausschließlich bei Babys auftritt, äußert sich an betroffenen Hautstellen durch eine Kruste mit weiß-gelbem Schorf, der auch als Milchschorf bezeichnet wird. Vor allem die Kopfhaut und die Wangen sind davon betroffen. Aber nicht jedes Baby mit Milchschorf leidet automatisch an Neurodermitis. Es kann sich stattdessen auch um den harmlosen Kopfgneis handeln, der häufig mit Milchschorf verwechselt wird. 

Trotzdem ist Milchschorf ein wichtiger Indikator dafür, ob ein Säugling oder Kleinkind eine Neurodermitis ausbildetet oder nicht.

Etwa die Hälfte der Säuglinge mit Milchschorf erkranken in den ersten sechs Monaten an Neurodermitis. Ein weiteres Zehntel bis zum abgeschlossenen ersten Lebensjahr. Bis zum Alter von fünf Jahren haben bis zu 80% der Kinder, die als Säugling an Milchschorf litten, Neurodermitis.

Ein weiterer Unterschied von Neurodermitis-Symptomen bei älteren Kindern und Erwachsenen: die Haut ist meist nicht so stark ausgetrocknet und es bilden sich seltener Schuppen.

Foto eines jungen Mädchens, welches sich an den Armen kratzt, die deutlich von Hautverdickungen, Ekzemen und Rötungen gezeichnet sind

Neurodermitis bei Kleinkindern und Jugendlichen

Bei etwas älteren Kindern und Jugendlichen verändert sich die Neurodermitis. Aus den nässenden werden eher trockene Ekzeme und sie wandern an andere Körperstellen, während sie auf der Kopfhaut und im Gesicht in der Regel abklingen. Die Neurodermitis-Symptome breiten sich vornehmlich auf die Kniekehlen und Ellenbeugen (Beugefalten), die Oberschenkel, den Po und den Nacken aus. Die Symptome und das - auf den starken Juckreiz zurückgehende – Kratzen führen mit der Zeit dazu, dass die Haut sich an den betroffenen Stellen verdickt, wodurch das Hautbild gröber wird. Dieser Vorgang wird auch als "Flechtenbildung" oder "Lichenifikation" bezeichnet. Zudem bilden sich zusätzlich Schuppen. Auch Bläschen und Schwellungen können nach einiger Zeit entstehen. Für Eltern ist es entscheidend darauf zu achten, dass die trockene Haut bei Kleinkindern und Jugendlichen gut gepflegt wird. Dazu sollten ausschließlich speziell für Neurodermitis geeignete Pflegeprodukte verwendet werden, die bei Bedarf auch mehrmals am Tag aufgetragen werden können. Die Hautpflege wird auch als sogenannte Basispflege oder Basistherapie bezeichnet und ist, neben Medikamenten, Ernährung und dem Vermeiden von bekannten Triggern, eine tragende Säule der Behandlung von Neurodermitis. Die Basispflege mit rückfettenden und feuchtigkeitsspendenden Pflegeprodukten stärkt die gestörte Hautbarriere, wodurch äußerliche Triggerfaktoren seltener zu Schüben führen, die zudem milder verlaufen. Bei Babys können auch Ölbäder die Basispflege unterstützen, wenn die Haut der Säuglinge trocken ist und zur Schuppenbildung neigt. Nach dem Bad ist es wichtig, die Haut nur vorsichtig trocken zu tupfen und nicht mit einem Handtuch „abzurubbeln“. Die Devise für Eltern lautet also: Cremen, cremen, cremen! Das gilt aber nur, wenn die Neurodermitis bereits diagnostiziert ist. Ständiges Eincremen mit sehr fetthaltigen Produkten dient keinesfalls zur Vorbeugung einer atopischen Dermatitis, sondern nur der Therapie.

Pflegetipps & weitere Ratgeber bei Neurodermitis
Ernährung bei Neurodermitis
Gibt es Lebensmittel, die man bei Neurodermitis meiden sollte? Und welche Nährstoffe können dabei helfen, trockene Haut und Symptome wie Juckreiz lindern?
Hautpflege für Sportler
Die Haut wird von Sonne, Chlor und häufigem Duschen stark beansprucht. Deshalb braucht sie nach dem Sport die richtige Pflege, um unreiner Haut durch Sport vorzubeugen.
Basispflege bei Neurodermitis
Tägliches Eincremen mit feuchtigkeitsspendenden und rückfettenden Cremes und Lotionen ist bei Neurodermitis wichtig, um sowohl die Symptome zu lindern als auch akute Schübe zu vermeiden. 
Eine Frau mit blauer Mütze und blauem Strickschal genießt mit geschlossenen Augen eine herrliche Winterlandschaft im Hintergrund
Umwelt als Auslöser
Sonne, Wind und Wetter, Ozon, das Leben in der Stadt mit einer hohen Feinstaub- und Abgasbelastung, sowie kalkhaltiges Leitungswasser sind äußere Faktoren, die sich auf unsere Hautgesundheit auswirken können.

Neurodermitis bei Erwachsenen

Meist beginnt die Neurodermitis im Säuglingsalter und endet mit der Pubertät. Das Risiko, als Erwachsener erstmalig an atopischer Dermatitis zu erkranken, ist eher gering. Bei Menschen über 30 tritt Neurodermitis bei ca. 1-3% erstmalig auf. Mediziner sprechen dann auch von einem „spätmanifesten atopischen Ekzem“.

Zudem klingen die Beschwerden bei den meisten Kindern spätestens in der Pubertät deutlich ab, oft sogar vollständig. Zwar sind Betroffene oft beschwerdefrei, doch die Veranlagung bzw. Atopie bleibt bestehen. Die Haut bedarf also ein Leben lang besonderer Aufmerksamkeit und Pflege. 

Bei ca. einem Drittel der betroffenen Kinder besteht die Krankheit zudem auch im Erwachsenenalter fortAllerdings verlagern sich die Symptome dann erneut in andere Körperregionen. 

Bei Erwachsenen sind häufig die Augen bzw. Augenlider, der Stirnbereich, Hals und Nacken, die Brust und weiterhin die Ellenbeugen und Kniekehlen betroffen. Außerdem können, wie bei Säuglingen, nun auch wieder Ekzeme auf der Kopfhaut auftreten. Auch Handrücken, Füße und die Leistengegend können betroffen sein. Auf dem Kopf können die schuppenden und entzündeten Ekzeme sogar zu Haarausfall führen.

Bei Erwachsenen kann eine besondere Form der Neurodermitis auftreten, die sog. Prurigo atopica. Sie äußert sich anhand von sehr stark juckenden Hautknoten (Purigoknötchen), die überall am Körper auftreten können.

Weiterhin gibt es bei einigen Erwachsenen eine Art Minimalform der Neurodermitis. Es kommt nur zu sehr spezifischen Symptomen an bestimmten Hautpartien, zum Beispiel an den Ohrläppchen oder den Lippen. 

Spezifische Neurodermitis-Symptome bei Erwachsenen:

  • Juckende und trockene Ohrläppchen, die zu Rissen neigen (Rhagaden)
  • Entzündungen und Juckreiz an den Lippen (Cheilitis)
  • Knotenbildung (Purigoknötchen) an Stirn, Augenlidern und Hals und Beugefalten (Ellenbeuge, Kniekehle)
  • Brennende Missempfindungen in Mund und Rachen (Schleimhaut)
  • Ekzeme treten an Händen und Füßen auf (Hand- und Fußekzeme/ atopischer Winterfuß)
  • Ekzeme auf der Kopfhaut, die zu kreisrundem Haarausfall führen können
  • Schuppende Hautrötungen und kleine Hautrisse an Fingerkuppen und/oder Zehenkuppen
Wo genau Symptome einer Neurodermitis bei Erwachsenen entstehen, hängt auch stark von den Lebensumständen und insbesondere der Berufswahl ab. Handekzeme treten zum Beispiel besonders häufig bei Menschen auf, deren Hände häufig in Kontakt mit Reizstoffen kommen (Putzmittel, Haarpflegemittel, Farben usw.). Das kann also beispielsweise Putzkräfte und Friseure betreffen, aber auch Maler oder Ärzte, Krankenschwestern und Altenpfleger, die sich besonders häufig die Hände mit Seife waschen und Desinfektionsmittel nutzen. 

Leidest Du also bereits an atopischen Stigmata oder einer anderen Erkrankung des atopischen Formenkreises, etwa Asthma oder Heuschnupfen, so empfiehlt es sich, in den oben genannten Berufen stets spezielle Schutzhandschuhe für Allergiker zu tragen. 

Symptome einer Neurodermitis im Gesicht

Unscharf begrenzte und entzündete Hautrötungen, die mit starkem Juckreiz einhergehen. Sie entwickeln sich oft in den Gelenkbeugen. 

Eine Kniekehle mit geschwollener und geröteter Haut als Anzeichen einer Neurodermitis an den Beinen.

Große schuppende Kratzspuren im Bereich der Kniekehle und Oberschenkel, mit vergröberte Hautfelderung (Lichenifikation).

Atopische Stigmata

Gut zu wissen: Neurodermitis zählt, wie Asthma und Heuschnupfen, zu den Erkrankungen des atopischen Formenkreises. Das sind Erkrankungen, die allesamt auf eine allergische Überreaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Allergene wie Tierhaare, Pollen oder bestimmte Lebensmittel zurückzuführen sind. Zudem reagiert der Körper von Menschen mit Atopie auch empfindlicher auf Reizstoffe und Umwelteinflüsse wie Tabakrauch, Umweltverschmutzung in der Luft, UV-Strahlung oder Duft- und Konservierungsstoffe. Nicht selten leiden Menschen mit Neurodermitis deshalb auch an weiteren atopischen Erkrankungen, insbesondere an Allergien. 

Menschen mit Atopie weisen häufig sogenannte atopische Stigmata auf, also ganz spezifische Symptome. Diese sind meist unabhängig von der eigentlichen Erkrankung, können also bei Allergien, Asthma und eben auch bei Neurodermitis auftreten. Im Rahmen der Diagnose sind sie wichtige Anhaltspunkte, etwa um die eher allgemeinen Symptome einer Neurodermitis, wie Rötungen und Juckreiz, von anderen Ekzemen und Hautkrankheiten zu unterscheiden.

Stigmata einer Atopie:

  • Die sog. „Dennie-Morgan-Falte“ (doppelte Lidfalte unterhalb der Augen) 
  • Dunklere Haut im Augenbereich (Halonierung) 
  • Kleine Einrisse an Ohrläppchen und/oder Mundwinkeln (Perlèche) 
  • Die Ichthyosis-Hände (verdickte Haut und vertiefte Linien auf den Handinnenflächen)
  • Chronisch trockene Haut
  • Das Hertoghe’sche Zeichen (ausgedünnte seitliche Augenbrauen) 
  • Der weiße Dermographismus: hierbei streicht der Arzt mit einem Mundspatel aus Holz fest über die Haut. Bei Patienten mit Atopie hinterlässt dies eine weiße Linie, während sich die Haut bei Menschen ohne Atopie rötet. 
  • Keratosis pilaris: der Begriff beschreibt die sogenannte „Reibeisenhaut“. Durch die Überproduktion von Kreatin entstehen kleine Pickel, die sich verhärten. Überwiegend sind sie an den Oberschenkeln und Oberarmen zu finden.

Unsere Hautpflegeprodukte bei Neurodermitis

Wie stoppt man den sogenannten

„Juckreiz-Kratz-Teufelskreis“?

Ein starker und quälender Juckreiz, der sog. Pruritus, chronisch trockene Haut und Ausschlag sind die Leitsymptome der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung. Charakteristisch für den Juckreiz bei Neurodermitis ist, dass er in der Nacht noch zunimmt. Selbst wenn man es also am Tag schafft, dem Drang des Kratzens nicht nachzugeben, kann es während der Nacht trotzdem unbewusst geschehen. Vor allem bei Babys und Kleinkindern. Das ist ein großes Problem, denn erst der Teufelskreis aus Juckreiz und Kratzen ist es, der die Symptome bei Neurodermitis verschlimmert und zu immer wiederkehrenden Schüben führt. Zudem führt der nächtliche Juckreiz zu Schlafstörungen und einem erhöhten Stresslevel, was sich ebenfalls ungünstig auf die Neurodermitis auswirkt. Zusätzlich ist der Juckreiz wohl, nebst sichtbaren Ekzemen an den Händen und im Gesicht, das Symptom, welches die Lebensqualität der Betroffenen am stärksten beeinträchtigt. 

Infografik visualisiert den Juckreiz-Kratz-Teufelskreis und wie dieser sich auf die Neurodermitis Symptome auswirkt.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die den Juckreiz bei sich bemerken, können dies kommunizieren, was die Reaktion und Diagnose leichter macht.

Babys leiden jedoch ebenso unter dem Juckreiz. Dies können sie aber niemandem mitteilen oder sich gezielt kratzen.

Gleichzeitig sind es vor allem Babys und Kleinstkinder, die von Neurodermitis betroffen sind. Dass sie unter Juckreiz leiden, können Eltern daran erkennen, dass sie zum Beispiel ihren Kopf, der in diesem Alter am häufigsten von entzündlichen Hautveränderungen betroffen ist, heftig an der Bettwäsche reiben, oder sogar an den Stäben des Gitterbettes.

Ein weiteres Problem ist, dass der Juckreiz bei Neurodermitis oft so stark ist, dass man nicht anders kann, als diesem durch Kratzen nachzugeben.

Natürlich kann der Juckreiz langfristig am besten behandelt werden, indem man die Auslöser für Neurodermitis-Schübe identifiziert und mittels Karenzen (Vermeidungsstrategie), Ernährungsumstellung und Hautpflege behandelt. Dies kann aber teilweise Monate bis Jahre dauern. Bereits lange davor ist es entscheidend, den sog. Juckreiz-Kratz-Teufelskreis zu durchbrechen, der ansonsten die Symptome immer weiter verschlimmert und zusätzlich zu Komplikationen, insbesondere Sekundärinfektionen, führen kann.

Umfangreiche Infos zu Ursachen, Basispflege & Therapie

Mehr über Neurodermitis erfahren

Wie entsteht Juckreiz-Kratz-Teufelskreis bei Neurodermitis genau?

Die gestörte Hautbarriere bei Neurodermitis führt dazu, dass die Haut sehr trocken ist. Trockene Haut führt zu Juckreiz und neigt zu Rissen. 

Durch das Kratzen infolge des Juckreizes wird die ohnehin schon gestörte Hautbarriere noch weiter durch kleinste Verletzungen geschwächt. Zusätzlich werden dadurch Leukozyten (weiße Blutkörperchen) als Teil der Immunabwehr aktiviert. Diese wiederum reagieren sehr stark auf Allergene, die bei Menschen mit Atopie (Veranlagung zur Überreaktion des Immunsystems auf harmlose Umwelteinflüsse) zu umso stärkeren Reaktionen führen. 

Die trockene und rissige Haut, die zusätzlich durch das Kratzen geschwächt wurde, verfügt nur noch über eine sehr schwache Schutzbarriere. Dadurch können Bakterien, Viren und Allergene noch leichter eindringen, was dann zu noch ausgeprägteren allergischen Reaktionen führt. Der Juckreiz nimmt zu und durch das Kratzen und die allergische Reaktion rötet sich die Haut, es kann zu Schwellungen, Bläschen und nässenden und offenen Stellen kommen, die zusätzlich verkrusten. Die typischen Symptome eines atopischen Ekzems bzw. einer Neurodermitis, die letztendlich nichts weiter sind als eine Entzündungsreaktion.

Eine Entzündung ist eigentlich natürlicher Bestandteil unserer Immunantwort. Sie setzt bestimmte Botenstoffe frei und weitet die Blutgefäße, um Antikörper schneller zum Entzündungsherd hin und die Erreger vom Entzündungsherd weg zu transportieren. Durch die Weitung der Gefäße entstehen die Hautrötungen, da mehr Blut und mit ihm die Antikörper und andere Botenstoffe in die betroffenen Hautregionen gelangt. Zudem kapselt der Entzündungsprozess Fremdkörper und Krankheitserreger vom Rest des Organismus ab, wodurch sich Schwellungen bilden. Der Juckreiz ist ebenfalls Bestandteil unseres Abwehrsystems. Durch das Kratzen sollen Fremdkörper physisch von der Hautoberfläche entfernt werden.

Das Problem: Bei atopischen Erkrankungen befindet sich gar kein wirklich gefährlicher Krankheitserreger oder Giftstoff auf der Haut. Die Entzündung entsteht durch eine Überreaktion des Immunsystems und entfesselt so einen Teufelskreis aus immer stärkerem Juckreiz, Kratzen, weiterem Eindringen von Allergenen und größer werdenden Entzündungen.

Sekundärinfektionen der Haut

Mögliche Komplikationen durch starken Juckreiz

Der extreme Juckreiz, der durch die atopische Dermatitis entsteht, ist in der Nacht meist noch stärker als am Tag, weshalb Patienten sich häufig auch unbewusst kratzen und an Schlafstörungen leiden. Der daraus resultierende Schlafmangel wirkt sich stark auf sämtliche Lebensbereiche, die Stressresistenz und die Psyche aus. Und somit auch auf das Immunsystem, was wiederum die Neurodermitis-Symptome verstärken kann. Gerade Kinder kratzen intensiv und unbedacht, wodurch sich die nässenden und entzündeten Hautbereiche weiter vergrößern. Die so entstehenden nässenden Wunden sind eine Einladung für Bakterien, Pilze und somit auch Infektionen, weshalb entsprechende Sekundärinfektionen zu den häufigsten Komplikationen bei Neurodermitis-Patienten zählen.2,3

Unsere Haut ist der Nährboden für Millionen von Bakterien, die sich natürlicherweise auf der Haut befinden und eine entscheidende Rolle für die Abwehr von Krankheitserregern und eine gesunde Haut spielen. 

Dieses Mikrobiom wird auch als „physiologische Flora“ bezeichnet. Die Zusammensetzung des Hautmikrobioms unterscheidet sich zwischen Menschen mit und ohne Neurodermitis jedoch erheblich. So ist die Haut bei Neurodermitis-Patienten mit deutlich weniger „guten“ bzw. nützlichen Bakterien besiedelt als gesunde Haut. An ihre Stelle treten vor allem hautreizende Bakterien und Hefepilze, die sich überdurchschnittlich stark vermehren. 

So ist insbesondere in den nässenden Ekzemen während akuter Schübe eine Bakterienart nachweisbar: Staphylococcus aureus. Diese Bakterienart setzt Substanzen frei, welche die Haut reizen und den Juckreiz verstärken. Sie leben gelegentlich auch auf der Haut von gesunden Menschen und sind in kleiner Zahl auch kein Problem. 

Doch sie kommen bei Menschen mit Neurodermitis nicht nur häufiger vor,  sondern verschlechtern den Hautzustand umso mehr, da die Hautbarriere bereits durch die eigentliche Erkrankung geschwächt und durchlässiger für Toxine, Keime und Allergene ist. Zusätzlich führt der starke Juckreiz unweigerlich zum Kratzen, wodurch die Haut noch weiter verletzt wird und Bakterien wie Staphylococcus aureus noch häufiger und einfacher Infektionen und somit nässende Ekzeme auslösen können. Das fördert zusätzlich das Eindringen weiterer Erreger, etwa von Pilzen oder Herpes-Viren, die sich in nässenden Wunden besonders wohlfühlen. 

So entstehen Infektionen und das Gleichgewicht des Mikrobioms gerät immer weiter aus der Balance. Dabei spielt übrigens nicht nur das Mikrobiom der Haut eine Rolle, sondern auch die Bakterienpopulation im Darm. Aktuelle Therapieansätze zielen deshalb darauf ab, die Zusammensetzung des Mikrobioms gezielt zu beeinflussen, um Neurodermitis zu therapieren. 
Durch die Dysbalance des Mikrobioms und die nässenden Wunden auf der Haut können sich so krankmachende Bakterien und Pilze ansiedeln und vermehren, die bei einer gesunden Hautbarriere eigentlich keine Chance hätten, diese zu überwinden und zu bakteriellen Superinfektionen der Haut (signifikante Impetigo) zu führen. Das deutlichste Anzeichen ist die sogenannte „Honigkruste“, ein gelber Schorf, der sich auf den betroffenen Hautpartien als Zeichen der bakteriellen Infektion durch Staphylococcus aureus entwickelt. 

Bakterielle Infektionen

Primär durch Staphylokokken

Symptome: Pusteln, stark nässende Wunden, gelbe Krustenbildung („Honigkruste“), Fieber, geschwollene Lymphknoten, Furunkel, Karbunkel (Eiterbeulen)

Pilzinfektionen

primär Hefepilze (Pityrosporum ovale), Malassezia-Pilze und Fadenpilze
Symptome: Hefepilze triggern vor allem die sog. "Head-neck-Dermatitis", bei der sich Rötungen, Ekzeme und Schuppen primär im Nacken- und Schulterbereich zeigen. Ebenso können Pilze ein seborrhoisches Ekzem, primär auf der Kopfhaut, auslösen, was zu Schuppenbildung und Hautausschlägen führt.


Virusinfektionen

primär durch Herpes-Viren

Symptome: Große Warzen oder Dellwarzen. Speziell durch das Herpes-Virus bildet sich bei einigen Patienten ein „Ekzema herpeticatum“. Dabei entstehen viele kleine Hautbläschen. Zusätzlich treten oft Fieber und geschwollene Lymphknoten auf. 
Vorsicht: Bei Kindern und geschwächtem Immunsystem besteht hier Lebensgefahr!

Weitere Komplikationen

Es kann außerdem zu Entzündungen der Binde- und Hornhaut (atopische Keratoconjunctivitis) im Auge kommen. 

Seltene Komplikationen: Augenerkrankungen wie ein Glaukom, eine Netzhautablösung oder sogar Blindheit, Haarausfall (Alopecia areata), Kleinwüchsigkeit, Ichthyosis vulgaris

Es ist wichtig zu verstehen, dass diese seltenen Komplikationen keinesfalls die Regel sind und auch den Sekundärinfektionen effektiv vorgebeugt werden kann, wenn die Symptome rechtzeitig erkannt und Cremes zur konsequenten Basispflege eingesetzt werden.   

Behandlung

Zur Behandlung von bakteriell verursachten Entzündungen werden Antiseptika eingesetzt, um den Einsatz von Antibiotika zu vermeiden, zum Beispiel Wirkstoffe wie Octenidin. Sie sollten jedoch nicht leichtfertig angewendet werden, da sie auch die nützlichen Bakterien auf der Haut schädigen können. Die konsequente Basispflege bei Neurodermitis ist ein wichtiger vorbeugender Faktor, da sie sich darauf konzentriert, die Hautbarriere während schubfreien Phasen zu stärken und trockene Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen. So kann die Häufigkeit und Intensität von Schüben reduziert werden, was auch Infektionen mit Bakterien wie Staphylococcus aureus vorbeugt bzw. die Symptome deutlich lindert. Zur Behandlung anderer Erreger, etwa der Hefepilze, werden andere Arzneimittel angewendet, etwa Antimykotika. 

Was kann man gegen den Juckreiz tun?

Neben der Basispflege ist es entscheidend, dass man den Juckreiz frühestmöglich unterbindet bzw. lernt, ihm nicht nachzugeben. Denn erst durch das Kratzen beginnt der Teufelskreis aus kleinsten Verletzungen, eindringenden Keimen und immer stärker werdenden Entzündungen und Symptomen. Deshalb kann man nicht immer warten, bis die individuellen Trigger für Neurodermitis-Schübe zweifelsfrei identifiziert wurden, um diesbezüglich aktiv zu werden. Dazu gibt es einige Tipps für Eltern und Patienten. 

Tipps gegen Juckreiz bei Neurodermitis:


    1.Homey B, Ruzicka T, Wollenberg A. Atopisches Ekzem. In: Plewig G, Ruzicka T, Kaufmann R, Hertl M (Hrsgg.): Braun-Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Berlin, Heidelberg: Springer 2018: 549–568.

    2.Zander N, Augustin M, Reinert R, Schäfer I. Atopic dermatitis shows significant cutaneous comorbidity: results from large-scale investigations in the working population. J Eur Acad Dermatol Venereol 2020; 34(1): 135–41.

    3.Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG): Leitlinie Neurodermitis (atopisches Ekzem, atopische Dermatitis), Online: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-027l_S2k_Neurodermitis_2016-06-verlaengert.pdf. Zuletzt abgerufen: 01/2023

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